CEO Thomas Olemotz im CRN-Interview

»Bechtle braucht keinen Weckruf«

13. September 2013, 16:39 Uhr | Martin Fryba
Bechtle-Chef Thomas Olemotz rechnet mit einem starken zweiten Halbjahr 2013 (Foto: CRN)

Unsicherheit im Markt ist schlecht, erst recht Querschüsse der Konkurrenz. Thomas Olemotz zeigt sich unbeirrt. Der Bechtle-Chef hält am Kurs des Systemhauses fest. Warum der Vorstand keine Denkzettel braucht, Bechtle den Handel auch morgen noch lieben wird und die Bechtle-Genetik fasziniert.

CRN: Gemeinsam mit Auszubildenden kochen Sie bereits. Kann man Thomas Olemotz für einen Abend bei Ebay gegen Höchstgebot ersteigern, wie das manche Manager in den USA schon angeboten haben?

Olemotz: Man kann Thomas Olemotz »buchen«, wenn Sie so wollen. Aber nicht bei Ebay. Ich bin Mitarbeitern auf andere Weise nahe. Auf unseren Veranstaltungen wie bei Cook-IT, wo ich mit den besten eines Ausbildungsjahres gemeinsam koche, auf Geschäftsführertagungen, Strategietagungen, in sehr vielen persönlichen Gespräche und auch auf Kundenveranstaltungen. Ich besuche solche Events sehr gerne, ungeachtet unserer Größe, die wir mittlerweile erreicht haben und die nicht immer in allen Fällen diese Direktheit zulässt, wie das in den ersten zehn, fünfzehn Jahren der Unternehmensentwicklung möglich war.

CRN: Bei vielen Kundenveranstaltungen dominiert aktuell das Thema Datensicherheit. Spürt Bechtle eine Sonderkonjunktur, ausgelöst durch die Spähaffären?

Olemotz: Wir stellen im Moment eine deutlich gestiegene Sensibilisierung bei den Kunden fest. Von einer Sonderkonjunktur würde ich aber nicht sprechen. Das Thema IT-Security ist für uns nicht neu: Wir haben ein Competence Center Security und ein weiteres für Datenschutz und Datensicherheit, die sich seit Jahren mit IT-Sicherheit beschäftigen. Security war immer schon von hoher Bedeutung und ist ein integraler Bestandteil unserer Projekte.

CRN: Das erste Halbjahr war für viele Systemhäuser eher schwach. Hat sich der Ausblick auf die kommenden Monate verbessert?

Olemotz: Das erste Quartal war nicht zufriedenstellend, das zweite Quartal zeigte bereits in die richtige Richtung. Seitdem ist die Entwicklung erfreulich. Aktuell gehe ich davon aus, dass der positive Trend im zweiten Halbjahr anhält. Vieles spricht dafür, dass wir mit einem starken Q3 und hoffentlich auch mit einem starken Q4 rechnen können. Wir gewinnen derzeit sehr viele interessante Projekte.

CRN: Welche sind das?

Olemotz: Klassisches Infrastrukturhandelsgeschäft und größere Projetvolumina, die mit höherwertigen Dienstleistungen versehen sind. Das stimmt uns sehr zuversichtlich, dass sich die Bremse bei den Investitionen allmählich löst, die wir noch im ersten Halbjahr gespürt hatten.

CRN: Big Data, Cloud, Datability: Führen die von der IT-Industrie propagierten Hype-Themen nicht eher zu einer Verunsicherung bei Kunden?

Olemotz: Unsicherheit ist immer schlecht fürs Geschäft. Neben den unsicheren makroökonomischen Rahmenbedingungen mögen in gewisser Weise auch die von Ihnen angesprochenen Hype-Themen für Irritationen sorgen und zur Investitionszurückhaltung führen. Kunden erwarten von den IT-Unternehmen eine Orientierung. Ich welche Richtung geht Cloud Computing, was ist die richtige Infrastruktur, welche Anwendungen gehen in die Cloud, welche nicht. Der Beratungsbedarf nimmt zu. In einer solchen Phase dauern die Entscheidungszyklen länger, das sehen wir im Auftragsvorlauf.

CRN: Immer wieder müssen Kunden auch von gescheiterten Projekten namhafter Dienstleister lesen. Macht die IT-Industrie da einen schlechten Job?

Olemotz: Nein, ganz im Gegenteil. Die Anforderungen an die IT waren selten höher als dieser Tage. Die IT unternimmt große Anstrengungen, diese Erwartungen auch zu erfüllen und macht dabei generell einen sehr guten Job. Es gibt heute nicht mehr Problemprojekte als in der Vergangenheit. Gescheiterte Projekte bekommen aber vielleicht durch die Medienberichterstattung eine größere Wahrnehmung.


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