Radio-Frequency-Identification in der Praxis

Besser Skifahren – dank RFID

7. April 2009, 10:30 Uhr | Bernd Reder
RFID für Skihaserl: Mithilfe der Transpon-der können Rennläufer(innen) ihreTechnik verbessern.

Ob Slalom oder Abfahrt – im Skirennlauf geht es um Tausendstel Sekunden. Leistungssportler müssen ihren Fahrstil daher ständig verfeinern. Mit kleinen Funksendern auf den Skiern können Profis ihre Fahrgewohnheiten künftig genauer unter die Lupe nehmen. Eines Tages werden möglicherweise auch Hobbyläufer dank RFID zu wahren Könnern.

Der Skiläufer gibt alles, zieht knapp an den Toren des Riesenslaloms vorbei bis zur Zielgerade. Doch unten angekommen, ist die Enttäuschung groß: Schon wieder zu langsam. Woran hat es gelegen?

Um die Schwächen seines Fahrstils ausfindig zu machen, analysierten Trainer und Sportler bisher Videoaufnahmen. »Die Auswertung erfolgt dabei eher aus dem Gefühl heraus, nicht über konkrete Messwerte«, erläutert Dr. Klaus Richter, Kompetenzfeldleiter am Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg.

Künftig unterstützen RFID-Transponder, also Funksender und -empfänger, den Trainer bei seiner Arbeit. Sie können auf den Skiern des Sportlers befestigt werden und funken über kleine Antennen Radiowellen in alle Richtungen – an die Tausend Mal pro Sekunde.

Sender auf dem Ski

Die Antennen sitzen vorne und hinten auf den Skiern. Empfangsstationen, die in regelmäßigen Abständen neben der Piste stehen, nehmen die Signale auf und werten die Zeit aus, die ein Signal für den Weg von der Antenne zur Station braucht. So ermitteln sie die Position der Antennen bis auf drei Zentimeter genau.

Ein Computer errechnet die Lage der Skier während jeder Millisekunde und zeigt auf dem Bildschirm ihre genauen Wege. »Der Trainer erkennt auf diese Weise, ob die beiden Skier parallel waren«, erklärt Richter, »ob der Skiläufer in einer Kurve von der Bahn abdriftet und ob er das Carving beherrscht.«

Entwickelt hat das System die österreichische Firma Abatec. Die Forscher am IFF untersuchen mit ihren Kollegen von der Uni Magdeburg, wie man es im Sport gezielt einsetzen kann.

Metallschichten irritieren RFID-Komponenten

Ein Problem: der Klebstoff, mit dem sich die Antennen auf den Skiern befestigen lassen. Er muss die RFID-Geräte während der Abfahrt auf den »Brettern« fixieren. Nach dem Training sollen sich die Antennen aber wieder entfernen lassen.

Eine weitere Herausforderung ist, dass viele Skier Metallschichten unterschiedlicher Dicke enthalten, welche die Frequenz des Senders verschieben. Je nach Bauart des Skis funken die Antennen dann auf einer anderen Frequenz, und die Basisstation erkennt das Signal nicht mehr.

Die Lösung: Eine zusätzliche Metallplatte unter den Antennen verändert die Sequenz so stark und vorhersehbar, dass die kleinen Unterschiede der verschiedenen Skier nicht ins Gewicht fallen. Die Antennen funken kontrolliert immer mit der gleichen Frequenz.

Erste Tests in der Skihalle Bottrop hat die Technik gut gemeistert, nun ist das System einsatzbereit. Es dürfte allerdings noch ein wenig dauern, bis auch Skischulen mithilfe von RFID ihren Zöglingen den rechten Schwung beibringen. Dafür ist das System noch zu teuer.


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