60 Milliarden Euro Corona-Schaden

Deutsche Messen ziehen bittere Corona-Bilanz

3. April 2023, 15:50 Uhr | Michaela Wurm

670 Messen gestrichen, 60 Milliarden Euro Schaden, bis zu 180.000 Jobs nur durch Kurzarbeit gerettet – die Corona-Bilanz der deutschen Messewirtschaft fällt bitter aus und beklagt „beißende Widersprüche“. Bei dreimal so hoher Inzidenz durften in Madrid und Amsterdam Messen durchgeführt werden.

Corona hat tiefe Spuren in der deutschen Messewirtschaft hinterlassen: fast 670 gestrichene Messen seit März 2020, bis zu 87 Prozent weniger ausstellende Unternehmen und Besucher auf den wenigen veranstalteten Messen zwischen den Lockdowns sowie mehr als 60 Milliarden Euro gesamtwirtschaftliches Minus und rund zehn Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen. Das ist die bittere Schlussrechnung der Branche zum Auslaufen der Corona-Normen im Infektionsschutzgesetz am kommenden Karfreitag.

In der Hochphase der Pandemie konnten bis zu 180.000 Arbeitsplätze in der Branche nur noch durch Kurzarbeit gesichert werden. Wegen lange fehlender Öffnungsperspektive haben ungezählte Fachkräfte dennoch die Messewirtschaft verlassen.

Novemberhilfen, Überbrückungsgelder sowie Kurzarbeit hätten zwar geholfen, das Schlimmste zu verhindern, so Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des Dachverbandes der deutschen Messewirtschaft Auma. „Beißende Widersprüche“ würden jedoch von dieser Pandemie bleiben: So sei den Messeprofis zwar der schnelle, unkomplizierte und ideenreiche Aufbau von Test- und Impfzentren anvertraut worden, nicht aber das sichere Durchführen ihres Kerngeschäfts.

Holtmeier erhebt schwere Vorwürfe an die Politik: „Bei dreimal so hoher Inzidenz wie in Deutschland wurden in Madrid Messen unter erprobten Hygienekonzepten durchgeführt, in Amsterdam das Messe-Gelände von Lockdowns ausgenommen. In Paris, London und Dubai waren Messen längst möglich, als hierzulande Lockdowns noch ein großes Thema waren. Gezieltes Ermöglichen wie in Nordrhein-Westfalen hätte den enormen Schaden am Welt-Messeplatz Deutschland begrenzen können.“

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DIe Messewirtschaft beklagt hohe Schäden durch die Corona-Einschränkungen
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© Auma

Und auch die Corona-Hilfsmaßnahmen der Regierung seien häufig an den Betroffenen vorbei gegangen. „Der vom Bund aufgelegte Sonderfonds Messen lief überwiegend ins Leere. Dieser sollte Veranstalter, die Messen aufgrund eines behördlichen Messeverbots absagen mussten, entschädigen“, so Holtmeier. Fast immer seien die Gründe für Absagen aber andere gewesen: „Strenge Regelungen, wie starre Personenobergrenzen, führten dazu, dass Messen wirtschaftlich nicht mehr machbar waren. Ein weiterer Grund war, dass Aussteller wegen Restriktionen nicht an- oder einreisen konnten. Auch wurden Messeverbote meist kurzfristig verhängt. Veranstalter, die freiwillig Messen wegen des Infektionsgeschehens absagten, gingen komplett leer aus. Für ausstellende Unternehmen fehlte ein Absicherungsprogramm.“

Und auch beim Neustart des Messegeschäfts im späten Frühjahr vergangenen Jahres seien neue Hindernisse entstanden. „Allein für die Anerkennung aller Corona-Impfstoffe der Weltgesundheitsorganisation brauchte das Bundesgesundheitsministerium ein halbes Jahr länger als die meisten anderen Länder. Unzählige ausländische Messeteilnehmer konnten dadurch nicht nach Deutschland einreisen.“


  1. Deutsche Messen ziehen bittere Corona-Bilanz
  2. Deutsche Messen noch nicht auf Vor-Corona-Niveau

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