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Kündigungswelle mit Gschmäckle: Frauen und Entwickler zuerst

23. März 2023, 17:17 Uhr | Lars Bube
© S.Kobold - AdobeStock

Nach der großen Einstellungswelle während der Pandemie haben die Tech-Giganten in den letzten Monaten Hunderttausende Stellen gestrichen. Ein genauerer Blick auf die Entlassungen zeigt überraschende Muster auf. So wurden etwa überproportional viele Frauen und ältere Angestellte entlassen.

Hatten die Tech-Giganten während der Pandemie Hunderttausende neue Mitarbeiter eingestellt, um Entwicklungen wie die sprunghafte Digitalisierung der Unternehmen samt Mobilisierung ihrer Arbeitskräfte und den Online-Shopping-Boom bewältigen zu können, folgt nun der große Aderlass. Derzeit vergeht kaum eine Woche, in der nicht einer der großen Digitalkonzerne wie Alphabet, Amazon, HP, Meta, Microsoft, Paypal, SAP, Twitter, Zoom sowie viele andere neue Kündigungsrunden ankündigen. Alleine bei den großen US-Anbietern wurden laut Tracking-Portalen wie layoffs.fyi rund um den Jahreswechsel gut eine Viertelmillion Arbeitsplätze gestrichen. Als Begründung für die Entlassungswellen werden meist „wirtschaftliche Gründe“ aufgrund der aktuellen konjunkturellen Verwerfungen genannt.Allerdings gibt es dabei auch einige Auffälligkeiten, die vermuten lassen, dass es hier um weit mehr als nur eine für sich schon fragwürdige Hire-and-Fire-Welle gehen könnte. Das beginnt bereits damit, dass in einigen Fällen mehr Menschen entlassen als zuvor eingestellt wurden, während zugleich eine immer weiter wachsende Lücke bei Fachkräften beklagt wird. Waren es also vor allem einfache Arbeitsplätze mit niedriger Qualifikation, die hier gestrichen wurden? Mitnichten, wie alleine schon eine oberflächliche Betrachtung nahelegt: Mag das zwar bei manchen Konzernen wie Amazon mit seinen gigantischen Logistikzentren noch halbwegs plausibel klingen, lässt diese These bei hochgradig technologischen Anbietern wie Alphabet, Meta und Microsoft doch schnell ernsthafte Zweifel aufkommen. Und die lassen sich auch statistisch untermauern.

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Erfahrenes Personal entsorgt

Kündigungen nach Alter
Die Kündigungswelle hat vor allem die 30- bis 40-Jährigen getroffen
© 365 DataScience

Der auf die Weiterbildung für Datenanalysten spezialisierte Anbieter 365 DataScience hat dazu eine intensive Auswertung der Linkedin-Profile von mehr als 1.000 der Betroffenen Arbeitnehmer verschiedener Tech-Konzerne vorgenommen. Wenig verwunderlich stellte sich dabei zunächst heraus, dass rund 90 Prozent der Entlassungen Angestellte aus den USA betrafen. Immerhin haben die meisten der Unternehmen dort ihren Hauptsitz und die meisten Angestellten, während der Kündigungsschutz für Angestellte zugleich sehr schwach ist. Doch je tiefer man in die Daten eintaucht, desto mehr Erstaunliches kommt dabei zutage. So waren etwa fast zwei Drittel (64,1 Prozent) der Entlassenen älter als 30 Jahre und dementsprechend nur 35,9 Prozent jünger. Fast die Hälfte der Betroffenen stammt aus der Altersgruppe zwischen 30 und 40 Jahren. Im Durchschnitt hatten die gekündigten Mitarbeiter knapp 12 Jahre Berufserfahrung. Somit wurde also vorwiegend erfahrenes und damit auch teureres Personal auf die Straße gesetzt und keine günstigen Berufseinsteiger.


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  2. Kahlschlag in der Personalabteilung und Softwareentwicklung

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