In Rewes „Pick&Go Markt“ in München gibt es keine Kassenschlangen mehr. Im ersten vollautonomen Supermarkt des Unternehmens checken Kunden per Handy ein, packen die Ware ein und gehen – die Rechnung kommt aufs Handy.
Der Handelskonzern Rewe hat in München seinen ersten Supermarkt ohne Kassen eröffnet. Die Kunden können sich im „Rewe Pick&Go Markt“ per App anmelden, Waren aus den Regalen nehmen und einfach gehen. Die Einkäufe werden mittels modernster Kamera- und Sensortechnologie erfasst und nach Verlassen des Marktes ohne Kassenvorgang automatisch abgerechnet. Die Rechnung erscheint kurz danach in der “Pick&Go”-App auf dem Smartphone. Bei Unstimmigkeiten kann die Reklamation in den ersten 48 Stunden nach Kauf ebenso einfach per App erfolgen.
Das Herzstück des Pick&Go-Systems bilden intelligente Kameras und Gewichtssensoren in den Regalböden sowie weitere Hightech-Bausteine wie Server, Switches und Highspeed-Netzwerk-Kabel. Das System erfasst jeden Nutzer als fortlaufende Nummer und dessen Skelettmerkmale - biometrische Daten werden nicht gespeichert. Jede Armbewegung beim Griff ins Regal wird als Aktion erkannt und bewertet: Greift die Kundin zu den Bananen oder stellt der Kunde einen Joghurt wieder zurück, all das wird erkannt. Somit registriert das System auch die genaue Menge der aus den Regalen entnommenen Produkte.
Personal spart das Konzept dem Konzern zufolge noch nicht ein, unter anderem weil der Einräumvorgang aufwendiger ist. Für individuelle Fragen und Beratungen steht den Kunden außerdem wie gewohnt Marktpersonal zur Seite. Insgesamt sind 11 Mitarbeiter in der Münchner Filiale vor Ort.
Laut Rewe ist es der erste vollautonome Supermarkt des Unternehmens. Der autonome Checkout wurde zuvor bereits in den beiden hybriden Testmärkten in Köln und Berlin als alternative Einkaufsmöglichkeit zum herkömmlichen Bezahlen an der Kasse integriert. Auch der Münchner Markt ist noch Teil der Testphase.
Derzeit testen mehrere Einzelhändler ähnliche Konzepte, wie Frank Horst vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI sagt. Meist handle es sich dabei um kleine Märkte. Das trifft auch für den autonomen Rewe in München mit knapp 300 Quadratmetern Verkaufsfläche zu. Letztlich müsse man abwarten, wie diese Konzepte von den Kunden angenommen würden, sagt Horst.
Erster Kunde in München war am Mittwoch der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Es freue ihn, dass Rewe München als Standort gewählt habe, sagte er. „Das innovative Konzept zeigt, wie Digitalisierung im Alltag konkreten Mehrwert für die Kunden erzeugen kann. Es ist ein neues, bequemes Einkaufserlebnis. Wenn sich diese Technologie im Einzelhandel durchsetzt, könnten Warteschlangen an den Kassen schon bald der Vergangenheit angehören!“