Test: Thin-Client-System

Test: N-Computiong L230: Was Dünnes für die Kleinen

6. Juli 2008, 17:25 Uhr | Andreas Stolzenberger

Thin-Clients sind nicht nur etwas für große Unternehmen mit dicken Terminal-Server-Farmen – ein einzelner PC kann für zehn Anwender genügen. Wir haben den L230 von N-Computing unter die Lupe genommen.

Das US-Unternehmen N-Computing macht Thin-Client-Computing auch für kleine Unternehmen interessant. Im Gegensatz zu den bekannten Terminal-Server-Ansätzen verzichtet diese Lösung auf teure Terminal-Server-Software von Herstellern wie Microsoft oder Citrix.

N-Computing verwandelt einen herkömmlichen Windows-XP-PC zum Terminal-Server für bis zu 10 Clients. Ein Rechner mit dem Windows-2003-Server-Betriebssystem stemmt 30 Clients.

Das setzt allerdings voraus, dass dieser PC über eine angemessene Hardware verfügt. Wichtig ist dabei ein ausreichend dimensionierter Hauptspeicher. Die Kalkulation sieht pro Terminal rund 350 MByte vor – was bei Preisen von 100 Euro für 4 GByte wohl kaum ein Problem darstellen dürfte.

Testumgebung

Im Labor setzt Network Computing vier L230-Terminals in Verbindung mit einem Windows-XP- und einem -2003-Server-Rechner ein. Beide Systeme arbeiten als virtuelle Maschinen mit 1 GByte RAM im Vmware-ESX-3.5-Cluster auf einem Wortmann-Terra-Server.

Das L230-Terminal ist gerade mal so groß wie zwei Zigarettenschachteln. Neben den Anschlüssen für PS/2-Maus, -Tastatur, Monitor, Netzadapter und LAN finden sich zudem ein Sound-Ein- und -Ausgang sowie ein USB-Port am Gerät. N-Computing liefert eine Befestigungsklammer mit, damit sich das Terminal direkt an die Rückseite eines TFT-Monitors schrauben lässt.

Das L230 fordert beim Start eine dynamische IP-Adresse an und zeigt daraufhin eine Liste der im LAN verfügbaren Terminalserver an. Ein kleines Setup-Menü lässt den Benutzer Grundeinstellungen wie die Monitorauflösung und Farbtiefe deklarieren.

Zudem gibt es eine Option für ein Firmware-Update. Anstelle des Auswahlmenüs kann der Anwender auch eine Serververbindung als Autostart festlegen.

Konfiguration in fünf Minuten

Das Setup der N-Computing-Terminalserver-Software auf dem Host-PC dauert ganze fünf Minuten. Neben dem eigenen TS-Protokoll richtet N-Computing virtuelle Treiber für die Soundkarte und den USB-Port der Terminals ein. Nach einem Neustart kann der Anwender vom Terminal aus eine Verbindung zum Host herstellen.

Ein passwortgeschütztes Verwaltungsprogramm zeigt am Host die verbundenen Sitzungen und die Konfiguration der Terminals an. Bricht eine TS-Verbindung ab, bleibt die Sitzung jedoch offen. Stellt der Anwender den Kontakt wieder her, findet er seinen unveränderten Desktop vor.

N-Computing arbeitet an einem NCT-Server für Linux, der sich aktuell im Beta-Test befindet. Die Entwicklung einer Software-Version für Windows-Vista liegt auf Eis, da das Kundeninteresse fehlt.

Auflösungen bis 1440 x 900 Bildpunkte

Die Bildschirmausgabe am L230 arbeitet schnell genug, um reguläre Office-Aufgaben zu erledigen. Das gilt auch für die höchsten Auflösungen von 1280 x 1024 für 4:3- und 1440 x 900 für 16:10-Bildschirme im Bereich 17- bis 19-Zoll. Die 21-Zoll-Auflösung 1680 x 1050 beherrscht das L230 nicht.

Multimediale Inhalte wie Videos gibt das Terminal hingegen nicht ohne Ruckeln wieder. Kleine Filmchen von Youtube oder anderen Online-Quellen stellt das Gerät gerade noch akzeptabel dar.

Die Audio-Wiedergabe ist gut und ohne Aussetzer. Die Geräte im Labor verbinden sich fehlerfrei mit dem XP- und dem 2003-Host und können mit allen installierten Anwendungen arbeiten.

Sicherheitsrichtlinien über Windows Server 2003

Wie sicher die Termianls arbeiten, liegt im Ermessen des Administrators. Deklariert er alle Benutzer mit Verwalterrechten, könnte ein Anwender den Host-PC zum Neustart überreden und damit alle anderen Nutzer aus dem System werfen. Hier empfiehlt sich der Windows-2003-Server mit seinen Sicherheitsrichtlinien und dem Policy-Editor.

Im Test funktioniert der USB-Port nicht, welcher nur für Speicher gedacht ist. Der Grund hierfür scheint zu sein, dass die NCT-Hosts in virtuellen Maschinen arbeiten, welche selbst über keinen physischen USB-Port verfügen. Daher lädt der virtuelle USB-Porttreiber nicht.

Fazit: Empfehlenswert

Die N-Computing-Terminals L230 erhalten die Empfehlung der Redaktion. Der Hersteller offeriert eine sehr einfach und effizient zu nutzende Terminal-Server-Infastruktur, die auf teure und komplexe Software verzichtet.

Das System eignet sich für kleine und mittelgroße Büros mit bis zu 30 Benutzern. Den Preis für die Terminals holt der Anwender über die Stromkosten wieder herein, da ein Terminal weniger als 10 Watt verbraucht. Somit kann sich N-Computing als einer der wenigen Hersteller mit Fug und Recht Green-IT auf die Fahnen schreiben.

Für Freund des gedruckten Wortes: Der Test erschien in der Ausgabe 6/2008 von Network Computing auf Seite 20.


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