Vom Macbook bis zur Kreditkarte

Twitter vergisst IT-Assets im Millionenwert

8. Februar 2023, 14:08 Uhr | Lars Bube
© Shahid Jamil - AdobeStock

Tausende der von Elon Musk entlassenen ehemaligen Twitter-Mitarbeiter haben offenbar noch immer Kreditkarten, Zugangstokens, Notebooks und anderes wertvolles Eigentum ihres früheren Arbeitgebers in ihrem Besitz. Der scheint jedoch einmal mehr völlig den Überblick verloren zu haben.

Seit Elon Musk sich im Herbst nach langem Hin-und-Her Twitter einverleibt hat, scheint dort neben dem selbstgefälligen Milliardär vor allem das Chaos zu regieren. Dass das Unternehmen in vielen Bereichen keinen Überblick mehr hat, liegt in besonderem Maße an den spontanen Massenentlassungen. Denn zusammen mit den gut  4.000 der einst rund 7.000 Mitarbeiter verlor Twitter auch zahlreiche wichtige Informationen und Knowhow, inklusive Zugriffsrechten auf den eigenen Code. Wie sich jetzt herausstellt, trifft das Gleiche für wertvolles physisches Eigentum zu. Das belegen Recherchen des Tech-Magazins Wired, das mit mehreren der Gefeuerten gesprochen und dabei von ihnen auch Einblicke in Gruppenchats mit ehemaligen Kollegen erhalten hat. Daraus geht übereinstimmend hervor, dass sich bei den meisten Betroffenen bisher niemand gemeldet habe, um das an sie ausgegebene Firmeneigentum einzusammeln. Fast alle ehemaligen Angestellten haben demnach noch immer ihre Firmen-Notebooks, -Smartphones und -Monitore, bei einigen liegen zudem weitere Assets wie Zugangskarten und -Tokens bis hin zu Firmenkreditkarten herum.

Immerhin wurden die meisten der Geräte und Karten den Berichten zufolge zentral gesperrt, sodass die Besitzer sie nicht mehr benutzen können. Dass es darüber hinaus jedoch strukturell an Zuständigkeiten und Prozessen fehlt, zeigt der Einzelfall des ehemaligen Entwicklers Eric Frohnhoefer, der nach einem kritischen Tweet über Musk gefeuert worden war. Obwohl er nicht Teil der großen Entlassungswelle war, habe bislang niemand sein Apple Macbook Pro mit M1-Pro-CPU zurückverlangt. Dabei ist das Gerät auf dem Gebrauchtmarkt noch etwa 1.000 US-Dollar wert. Während Twitter einerseits an mehreren Standorten die Mieten für seine Büros nicht mehr bezahlt und zuletzt sogar zahlreiche Einrichtungsgegenstände für insgesamt rund 1,5 Millionen Dollar versteigern ließ, um etwas Geld in die seit der Übernahme mit milliardenschweren Schulden belastete Kasse zu bekommen, lässt es somit andererseits einen Millionenwert an Besitztümern bei ehemaligen Angestellten liegen.

Die gehen äußerst unterschiedlich mit dem Eigentum ihres ehemaligen Arbeitgebers um. Während manche etwa die digitale Sperre knacken, um die Geräte nutzen oder verkaufen zu können, behalten andere sie als Faustpfand für noch ausstehende Abfindungszahlungen. Wieder andere haben sich freiwillig bei Twitter gemeldet, woraufhin manche von ihnen eine Standard-Email mit einem von ihnen auszufüllenden Rückgabeformular erhalten haben. Damit können sie zwar die Abholung oder Rücksendung von Badges, Authentifizierungstokens, Kreditkarten, Smartphones und Ladegeräten veranlassen, andere Hardware wie Notebooks und Monitore werden jedoch nicht aufgeführt. Für Frohnhoefer kommt keine dieser Varianten in Frage, wie er gegenüber Wired erklärt: „Für mich ist es völlig in Ordnung, das Macbook hier als Backstein herumstehen zu lassen.“

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