Reburbished Elektronik

Wenn das Gewissen mit einkauft

3. Mai 2023, 12:39 Uhr | Martin Fryba
Refurbed-Mitbegründer Peter Windischhofer (re.) und Rudolf Peter von der Fraunhofer Austria Research GmbH.
© Refurbed

69 Prozent CO2 würden man beim Refurbishment eines Lenovo Thinkpad T460 i5 sparen, 83 Prozent bei einem Apple MacBook Air 2017. Und man würde Unmengen Wasser einsparen, Elektroschrott sowieso und bräuchte nicht auf Kosten kommender Generationen leben oder auf andere Planeten auswandern.

Drei Erden wären nötig, würde die gesamte Weltbevölkerung so viel Naturressourcen verbrauchen und Emissionen ausstoßen wie die Bundesrebublik. Eine extraterrestrische Exploration von Rohstoffen gibt es nun einmal nicht. Auswandern auf den Mars ist auch keine Option. So wird man noch sehr sehr lange auf den „Earth Overshoot Day” hinweisen, also auf den Erdüberlastungstag, der in diesem Jahr auf den Donnerstag, 4. Mai für Deutschland fällt. Danach leben, arbeiten und konsumieren Bundesbürger und wirtschaften Unternehemen weiter wie in den ersten vier Monaten des Jahres 2023, nur sind dann alle Ressourcen (in der Theroie) aufgebraucht. Man lebt für den Rest des Jahres auf Kosten künftiger Generationen – ob man es hören will oder nicht.

Die einfachste Antwort schlauer Besitzstandsbewahrer für die simplen Gemüter wäre: ‚Klimaveränderung nennt man Wetter‘. Oder man hört den Satz von der Alternativlosigkeit zum Wirtschaftswachstum. Also ob Technologien für Kreislaufwirtschaft oder regenerative Energiegewinnung keinen Aufschwung und Wohlstand schaffen könnten.

Können sie sehr wohl, wie die mittlerweile zahlreichen Unternehmen im Refurbish-Segment zeigen, die sich auf Wiederaufbereitung oder fachgerechtes Recycling von Smartphones, PCs, Tablets oder Server spezialisiert haben. Welchen Umweltbeitrag ihre Arbeit leistet, lässt sich gut und anschaulich quantifizieren. Zum Erdüberlastungstag ein paar Zahlen und Fakten, die der Anbieter Refurbed zusammen mit der Fraunhofer Forschungsgesellschaft erstellt hat.

Für die neue Studie zum Produkt-Fußabdruck von Elektronik-Artikeln wurden die Umweltauswirkungen der Produkte in der ersten und zweiten Nutzungsphase (Neukauf und Refurbishment) berechnet. Erhoben wurden weltweit neue Vergleichsdaten für das Apple iPhone 11, das Samsung Galaxy S20 FE, das Apple iPad Pro 4 2020, das Apple MacBook Air 2017 13,3 sowie das Lenovo Thinkpad T460 i5.

Größter CO2-Ausstoß in der Produktion
Bei der Neuproduktion eines Elektronik-Artikels entstehen 80 Prozent des CO2-Ausstoßes in der Produktionsphase. Für das Apple iPhone 11 sind das 56,9 kg CO2. Durch das Refurbishment, also die professionelle Wiederaufbereitung desselben Modells, werden dagegen 2,8 kg pro Gerät ausgestoßen.

Der gesamte Produkt-Fußabdruck eines neuen Apple iPhone 11 berücksichtigt neben der Produktion unter anderem auch Materialgewinnung, Transport, Nutzung durch die Konsumenten und verursacht einen Gesamtausstoß von 72 kg CO2. Ein aufbereitetes Apple iPhone 11 hingegen kommt auf 15,7 kg CO2.

So können Konsumenten, die ein aufbereitetes anstelle eines neuen Apple iPhone 11 kaufen, die verursachten CO2 Emissionen um 78 Prozent reduzieren. Die CO2-Einsparungen variieren über die verschiedenen Produktkategorien hinweg und liegen zwischen 69 Prozent beim Refurbishment eines Lenovo Thinkpad T460 i5 und 83 Prozent  im Fall des untersuchten Apple MacBook Air 2017.

Enormer Wasserverbrauch  bei Smartphone-Neuproduktionen

Die Neuproduktion eines Smartphones benötigt eine gewaltige Menge an Wasser. Konkret sind es beim Apple iPhone durchschnittlich 12.075 Liter. Die Wiederaufbereitung desselben braucht hingegen 1.695 Liter. So können Konsumenten 86 Prozent Wasser sparen, wenn sie sich für den Kauf eines wiederaufbereiteten Apple iPhone 11 statt eines neuen Apple iPhone 11 entscheiden.

Noch deutlicher ist das Ergebnis beim Apple MacBook Air 2017 13,3: Hier stehen knapp 57.000 Liter Wasser für die Neuproduktion den 5.385 Litern für die Wiederaufbereitung gegenüber. Das entspricht einer Wassereinsparung von 91 Prozent.

Längere Lebensdauer und Reparaturoptionen
Elektroschrott ist der am schnellsten wachsende Abfallstrom in europäischen Haushalten. Er wird hauptsächlich durch höheren Konsum von elektronischen Geräten, kurze Lebenszyklen und wenige Reparaturoptionen angeheizt. In Europa allein entstehen pro Jahr zehn Millionen Tonnen Elektroschrott, von denen nur etwa 40 Prozent für Recycling gesammelt werden. Auch hier zeigen die Zahlen der Fraunhofer Austria Research das enorme Einsparungspotenzial, das durch Refurbishment möglich ist. Verbraucher können durch den Kauf eines aufbereiteten gegenüber einem neuen Samsung Galaxy S20 FE  60 Proeznt Schrott vermeiden. Das Einsparungspotenzial beim Apple MacBook Air 2017 liegt sogar bei 80 Prozent.

„Wir sind überzeugt davon, dass die Erhebung von vergleichbaren Daten und die transparente Kommunikation der positiven Auswirkungen von Refurbishment an Konsument*innen dabei helfen werden, den Konsum von Elektronikprodukten nachhaltiger zu machen“, sagt Peter Windischhofer, Mitbegründer von Refurbed.  Ihm zufolge würde bereits bei 73 Prozent der deutschen Konsumenten der Kauf eines aufbereiteten, elektronischen Produkts den eines neuen Geräts ersetzen.

Ebenso viele Konsumenten in Deutschland seien sich einig, dass die aufbereiteten Elektronikgeräte genauso gut funktionieren wie neue Geräte. „Eine erfreuliche Entwicklung, die den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen unterstützt“, so Windischhofer.


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