EU-weites Screening

Zahlreiche Online-Shops nutzen manipulative Praktiken

1. Februar 2023, 14:02 Uhr | Michaela Wurm
© fotohansel - AdobeStock

Bei einem EU-weiten Screening von knapp 400 Online-Shops wurden jede Menge Verstöße festgestellt. Fast 40 Prozent der untersuchten Shopping-Sites bedienen sich manipulativer Praktiken, um Kunden zu täuschen.

Europäische Kommission und die nationalen Verbraucherschutzbehörden von 23 Mitgliedstaaten, Norwegen und Island (CPC-Netzwerk) haben die Websites von Einzelhändlern überprüft und bei diesem „Sweep“ jede Menge manipulative Praktiken festgestellt.

Das Screening umfasste 399 Online-Shops von Einzelhändlern, die angebotenen Produkte reichen dabei von Textilien bis hin zu Elektrogeräten. Auf 148 Websites fanden die Verbraucherschützer Beispiele für mindestens eine von drei manipulativen Praktiken, die darauf abzielen, Verbraucher zu täuschen.

Konkret geht es dabei um drei Fälle von sogenannten „dark patterns“:

  • falsche Countdown-Zähler
  • Websites, die so angelegt sind, dass Verbraucher zu Käufen, Abonnements oder anderen Entscheidungen gedrängt werden
  • verborgene Informationen

Laut Untersuchung verwendeten 42 Websites falsche Countdown-Zähler mit Fristen für den Kauf bestimmter Produkte.

54 Websites drängten die Verbraucher zu bestimmten Entscheidungen (von Abonnements bis hin zu teureren Produkten oder Lieferoptionen), entweder durch ihre visuelle Gestaltung oder durch sprachliche Mittel.

Bei 70 Websites wurde festgestellt, dass sie wichtige Informationen verbergen oder so darstellen, dass sie für die Verbraucher schlechter erkennbar sind. Dazu gehörten beispielsweise Angaben zu Lieferkosten, zur Zusammensetzung der Produkte oder zu einer preisgünstigeren Alternative. 23 Websites verbargen Informationen mit dem Ziel, Verbraucher zum Abschluss eines Abonnements zu bewegen.

 „Die Kontrolle hat ergeben, dass sich fast 40 Prozent der Online-Shopping-Sites manipulativer Praktiken bedienen, um Schwächen der Verbraucherinnen und Verbraucher auszunutzen oder sie zu täuschen“, berichtet EU-Justizkommissar Didier Reynders. „Dieses Verhalten ist eindeutig unrecht und verstößt gegen die Verbraucherschutzregeln. Bereits heute gibt es verbindliche Instrumente, um dagegen vorzugehen.“ Er fordere die nationalen Behörden auf, ihre Möglichkeiten der Strafverfolgung auszuschöpfen, um diese Praktiken zu bekämpfen. Parallel dazu überprüfe die Kommission alle Verbraucherschutzvorschriften, um sicherzustellen, dass diese an das digitale Zeitalter angepasst seien. Dabei prüfe sie auch, ob Dark Patterns ausreichend berücksichtigt seien. 

Die nationalen Behörden werden sich nun mit den betroffenen Händlern in Verbindung setzen, damit diese ihre Websites verändern. Falls nötig werden weitere Maßnahmen gemäß den nationalen Verfahren ergriffen.


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