Dan Schiappa von Arctic Wolf zu KI-Regulierung und Security

Der Geist ist aus der Flasche

24. Mai 2023, 7:00 Uhr | Wilhelm Greiner
Dan Schiappa, Chief Product Officer bei Arctic Wolf.
© Arctic Wolf

Der aktuelle KI-Hype (künstliche Intelligenz) macht viele Menschen euphorisch, andere hingegen nervös. Öffentlichkeit und Politik sind aufgeschreckt – nicht zuletzt angesichts mahnender Prominenter, die ein Moratorium für KI-Entwicklung forderten. Weltweit gibt es Bestrebungen, einen Rechtsrahmen für KI abzustecken. Bei Anhörungen vor dem US-Kongress sprach sich sogar Sam Altman – Chef der Softwareschmiede OpenAI, die für ChatGPT und Dall-E 2 verantwortlich zeichnet – zugunsten einer Regulierung von KI aus. Und Abgeordnete des EU-Parlaments fordern Änderungen des „AI Acts“ zur strikteren Kontrolle von KI.

„Man kann die Entwicklung von KI und die damit verbundene Innovation nicht aufhalten. Oder wie es so schön heißt: Ist der Geist erst aus der Flasche…“, kommentiert Dan Schiappa, Chief Product Officer beim US-amerikanischen MSSP (Managed Security Service Provider) Arctic Wolf. KI-Modelle seien neue Technologien, wie es viele andere zuvor gegeben hat, und doch seien sie in vielerlei Hinsicht besonders: „KI hat das Potenzial, die Gesellschaft und unsere Wirtschaft massiv zu verändern – und das positiv“, so Schiappa. Er – und längst nicht nur er – vergleicht KI mit Modernisierungswellen wie der industriellen Revolution oder dem Internet.

Die Konversations-KI ChatGPT, die auf dem großen Sprachmodell (Large Language Model, LLM) GPT basiert, hat durch ihre enorme Beliebtheit und rasante Verbreitung den Blick der breiten Öffentlichkeit auf LLMs und auf generative KI allgemein gelenkt – was mal zu Begeisterung über die neuen Möglichkeiten, mal zu Sorgen um Arbeitsplatzverlust und anderen sozialen Verwerfungen führt.

„Wir hatten bereits beim Eroberungszug des Internets Befürchtungen, dass es Arbeitsplätze vernichten könne. Der Siegeszug dieses weltweiten Netzes hatte aber genau den gegenteiligen Effekt“, beruhigt Dan Schiappa. „Und auch KI wird eine neue Wirtschaftsform mit neuen Anforderungen und Möglichkeiten schaffen. Arbeitsplätze werden in einigen Bereichen überflüssig werden – ja, dafür werden aber auch viele auf neuen Gebieten entstehen“, meint er.

Eine Folge des riesigen Potenzials generativer KI für Fortschritte, aber auch für Missbrauch von Fake News über Phishing bis Datenschutz- und Copyright-Verletzungen: Regierungen denken über die Möglichkeit und die Notwendigkeit einer Regulierung von KI nach. „Es ist sinnvoll, freiwillige oder obligatorische Richtlinien zu haben, die unter anderem einen Überblick geben, welche Arten von Modellen eingesetzt werden“, meint Schiappa. „Ich denke, wir sollten auch das Urheberrecht und die Verwendung von Bildern schützen, um die Nutzung von Bild und Ton einer Person ohne deren Zustimmung zu unterbinden.“ Dabei müsse es auch einen effizienten Weg geben, diese Vorschriften durchzusetzen. „Denn nicht jeder wird sich an die Regeln halten“, so der Arctic-Wolf-Manager.

Von dem mitunter geforderten Moratorium für KI-Entwicklung rät er hingegen ab: „Wirtschaftsmächte und technologisch führende Länder wie China und Russland werden in Sachen KI sehr wahrscheinlich nicht auf die Bremse treten und könnten andere Staaten daher in puncto Innovation und Marktführerschaft leicht überholen“, sagt er. „Wir sollten uns sehr genau überlegen, ob wir unsere Führungsposition abgeben möchten.“

Letztendlich sei es praktisch unmöglich, bestimmte Entwicklungen zu pausieren oder zu bermsen. „In der Cybersicherheit etwa ist es entscheidend, dass Staaten, Organisationen und Unternehmen mit den Innovationen der Cyberkriminellen Schritt halten“, so Schiappa. „Denn diese werden nicht auf die Optimierung ihrer Tools und Attacken verzichten und fortschrittliche KI einsetzen. Um uns zu schützen, müssen wir daher neueste Technologien und Innovationen für die Sicherheit und Verteidigung nutzen.“


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