CRN-Interview mit Jan Bindig von DataRecovery

»Oft sind Storage-Hersteller mit der Rekonstruktion ihrer eigenen Systeme überfordert«

11. Mai 2016, 7:49 Uhr | Daniel Dubsky
Jan Bindig, CEO Germany bei DataRecovery

Im Gespräch mit CRN erklärt Jan Bindig vom Leipziger Datenrettungsspezialisten DataRecovery, warum die Wiederherstellung von Daten beschädigter RAID-Systeme oder Software-definierte Speicherumgebungen eine Aufgabe für Spezialisten ist und wie der Channel von der Zusammenarbeit mit diesen profitiert.

CRN: Herr Bindig, wie entwickelt sich der Markt für Datenrettungsdienste?

Jan Bindig: Die Anzahl der verwendeten Speichermedien steigt stetig und damit auch der Bedarf zur Datenwiederherstellung im Fall von Datenverlusten. Die Besonderheit liegt jedoch in der Diversifikation der Anforderungen. Vor 20 Jahren war der Datenrettungsmarkt stark auf Festplatten fokussiert. Auch heute sind defekte Festplatten noch immer die primäre Ursache für einen Datenverlust. Das Verhältnis hat sich aber deutlich in Richtung Flashspeicher, RAID-Verbunde und virtuelle Systeme verschoben.

CRN: Eigentlich sollten Unternehmen doch eine durchdachte Backup-Strategie fahren, sodass sie verlorene Daten selbst wieder herstellen können. Warum wird trotzdem oft die Hilfe professioneller Datenretter benötigt?

Bindig: Hier muss man klar unterscheiden. Es gibt Unternehmen mit niedrigen IT-Budgets, die oft zu ihrem Nachteil auch an der IT-Sicherheit sparen. Die Ursachen für einen Daten-Crash sind vielfältig. Meist mangelt es an IT-Administratoren oder es fehlen Routinen zur Überprüfung von Backups. Disaster Recovery-Pläne findet man in kleinen und mittleren Unternehmen generell selten vor.

Bei größeren und gut strukturierten Unternehmen treten Datenverluste seltener auf. Aber auch hier gibt es Schwachstellen, die meist in dezentralen Organisationseinheiten auftreten. Unsere Erfahrung zeigt aber auch, dass unglückliche Umstände beispielsweise inmitten einer Server-Migration zu einem Worst Case-Szenario führen können.

CRN: Inwieweit erschweren Virtualisierung und Software-defined Storage die Wiederherstellung von Daten?

Bindig: Virtualisierte Umgebungen und proprietäre SDS stellen immer wieder neue Herausforderungen für uns als Datenretter dar. Der Aufwand ist deutlich höher als bei standardisierten Systemen. Die Herausforderung liegt neben dem oft nicht dokumentierten Systemaufbau meist in der Tiefe des Schadens, sprich der Anzahl logisch beschädigter virtueller Ebenen. Wenn beispielsweise die unterste Ebene, also zum Beispiel der RAID-Layer, nur noch fragmentarisch vorhanden ist, sind auch Storage-Supportspezialisten der jeweiligen Hersteller mit der Rekonstruktion ihrer eigenen Systeme überfordert. Wir sind vom Ansatz her vollkommen systemunabhängig und setzen zunächst im Rohdatensegment der niedrigsten Ebene an.


  1. »Oft sind Storage-Hersteller mit der Rekonstruktion ihrer eigenen Systeme überfordert«
  2. »Wir sind offen für die meisten Ideen unserer Partner«

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