Made in Germany muss neu bewertet werden

US-Firma Netwrix kauft Mateso

7. Oktober 2022, 9:44 Uhr | Martin Fryba
© Mateso

Mit seiner Lösung „Passwortsafe“ hat sich Mateso einen Namen im Channel gemacht. Nun bekommt das mittelständische Softwarehaus aus Neusäß bei Augsburg einen neuen Eigentümer: Netwrix aus den USA übernimmt. Der Deal verunsichert Partner.

Netwrix aus Irvine/Kalifornien, 2006 gegründet, hat ein breiteres Portfolio als Mateso. Neben IAM-Lösungen schützt die PAM der US-Amerikaner auch Daten und die Infrastruktur seiner über 11.000 Kunden. „Wir werden die Expertise unserer Teams kombinieren“, sagt Steve Dickson, CEO von Netwrix zur Übernahme von Mateso. Ziel sei es, Compliance-Audits mit geringerem Aufwand durchzuführen und somit die Produktivität zu steigern. Daten der Kunden sollen „morgen noch sicherer sein als heute“, ergänzt Sascha Martens, CTO von Mateso. Mehr Details zum Deal wurden nicht öffentlich bekanntgegeben.

Tausende Unternehmen setzen laut Mateso Passwortsafe ein, darunter die Hälfte der DAX-40-Konzerne. Der Claim „Made in Germany“ sei, so die Augsburger, „mehr als nur ein Label“, nämlich ein „Markenzeichen“. Entsprechend hatten sich viele Partner so auch bei ihren Kunden aufgestellt, die für ihre Managed Services auf Lösungen deutscher Softwareschmieden setzen. Das wirft nun Fragen auf. ICT CHANNEL sprach mit Partnern und VADs.

Neue Risikobewertung
Partner zeigten sich überrascht, dass Mateso nun einem Hersteller aus den USA gehört. Die entscheidende Frage: Wie sehr trägt der Claim Security-Software „Made in Germany“ noch?

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Kelobit-Chef Oliver Lorenz gibt einen Vertrauensvorschuss: „Wir sind optimistisch, dass Netwrix das besser hinbekommt als andere Hersteller“.
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„Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, so Oliver Lorenz, CEO bei Kelobit IT-Experts. „Auf der einen Seite bietet Netwrix für uns als spezialisierter Dienstleister im IT-Security-Segment spannende Möglichkeiten, und wir werden durch unser super Standing bei Mateso auch sicher einen sehr guten Start im Netwrix Partner-Ökosystem haben“, sagt er. Auf der anderen Seite habe es „jetzt tatsächlich auch schon kritische Rückfragen von Kunden gegeben, die sich explizit für den Mateso Passwordsafe wegen des Gütesiegels Made in Germany entschieden haben“.  Hier gäbe es „einiges an Erklärungsbedarf, damit Bestandskunden nicht abspringen oder Neukundenprojekte nicht scheitern“, sorgt sich Lorenz.

Gesprächsbedarf hat der Geschäftsführer eines auf Daten- und Informationsschutz spezialisierten Systemhauses. „Wir werden eine Risikobewertung durchführen und schauen, wie Mateso sich zur Offlinefunktionalität seiner Lösung stellt“, weist er auf den springenden Punkt hin. Vor allem IT-Leiter in Behörden erwarten von ihren Security-Dienstleistern nun Antworten.

Wie sehr ändert sich das Partner-Hersteller-Konstrukt?
Oliver Lorenz macht auch auf einen weiteren kritischen Punkt aufmerksam: Bei jedem Merger könnten sich auch die Partner-Hersteller-Beziehungen ändern. Vor allem wenn „deutsche Platzhirsche aufgekauft werden: „Hier sind wir durch vergangene Aufkäufe ‚unserer‘ Hersteller leidgeprüft.“ Aber gibt für den Kelobit-Chef Vertrauensvorschuss. „Wir sind optimistisch, dass Netwrix das besser hinbekommt als andere Hersteller“.


  1. US-Firma Netwrix kauft Mateso
  2. Distributoren zeigen sich gelassen

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