Editorial

Erfolgsfaktor Kundenvertrauen

18. Februar 2015, 16:00 Uhr | Peter Tischer

Immer wieder werden dem ITK-Handel schwere Zeiten vorhergesagt. Dabei zeigen mittelständische Systemhäuser wie Brinova, dass man entgegen aller düsteren Prognosen erfolgreich sein kann.

Der mittelständische Systemhaus-Markt überrascht immer wieder positiv und relativiert düstere Prognosen, die dem ITK-Handel schwere Zeiten vorhersagen. Schwere Zeiten: Die haben die Mitarbeiter des Systemhauses Brinova hinter sich gelassen. Das junge Systemhaus aus Oldenburg hat eine außergewöhnliche Firmengeschichte. Allein die Fakten beeindrucken: 2011 von sieben Gesellschaftern gegründet, zählt Brinova heute bereits 30 Beschäftigte. Noch stärker als die Zahl der Mitarbeiter stieg der Umsatz: Erlöse von 2,25 Millionen Euro erzielte das Systemhaus in seinem ersten Geschäftsjahr, im vergangenen Jahr waren es bereits rund 13 Millionen Euro. Brinova widmet sich den Wachstumsthemen Virtualisierung, Storage, Security und Backup. Und auch den Trend zum Cloud Computing will Marcus Kröger, einer der beiden Geschäftsführer der Brinova, zeitnah aufgreifen: Noch in diesem Jahr soll das Portfolio um eine eigene Lösung erweitert werden.

Die dafür nötige Investitionsentscheidung kann Kröger ohne viel Bürokratie mit seinen Gesellschaftern fällen. Schließlich sind alle sieben Anteilseigner vom Fach und waren in ihrem »Vorleben« einst Kollegen bei einem Systemhaus, das die Tiefen einer Übernahme durch einen Branchenriesen kennenlernen musste. Brinova verdankt seine Gründung nämlich dem Umstand, dass zwei ehemalige geschäftsführende Geselleschafter der Systemhausgruppe iits aus Oldenburg im Jahr 2010 ihr Haus an den Systemhausriesen Bechtle verkauften. Doch die iits-Mitarbeiter waren von der Übernahme und den straffen Vorgaben der Konzernspitze damals weniger begeistert. Zu Recht, wie sich zeigen sollte: Als die Systemhausgruppe in die roten Zahlen rutschte, musste einer der beiden von Bechtle im Amt belassene Geschäftsführer gehen. Der andere hatte bereits drei Monate nach der Übernahme seinen Posten geräumt. Der Standort Oldenburg sowie die kleine Außenstelle Cloppenburg wurden von Bechtle daraufhin geschlossen. Bechtle-Chef Thomas Olemotz sprach in einem CRN-Interview damals von »sehr spezifischen Gründen«, warum diese Akquisition als misslungen bezeichnet werden kann.

Zu diesem Zeitpunkt waren Martin Hammer, Marcus Kröger und weitere fünf iits/Bechtle-Mitarbeiter schon nicht mehr an Bord. Sie legten ein Kündigungsschreiben auf den Tisch. Jeder Gesellschafter kratzte eine Einlage von 25.000 Euro zusammen und mit einem Stammkapital von 175.000 Euro gründeten sie die Brinova GmbH. Zuspruch erhielten die Techniker und Vertriebler von Kunden. Die jahrelang gewachsenen Kundenbeziehungen hatten und haben, wie sich zeigt, bis heute viel mit den handelnden Personen und nicht unbedingt mit großen Marken zu tun. Kundenvertrauen, gerade auf dem Gebiet der für alle Firmen immer wichtiger werdenden IT-Infrastruktur, ist das wichtigste Kapital eines mittelständischen Systemhauses. Neben IT-Know-how und guten Kontakten zu Herstellern haben die mutigen Bechtle-Rebellen dieses hohe Gut in ihre Brinova eingebracht.

Mit den besten Grüßen

Martin Fryba
CRN-Chefredakteur


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Bechtle Softwarelösungen GmbH

Matchmaker+