Grüne IT mit sozialer Komponente

„Große Chance für alle, die solche Produkte vertreiben“

31. Januar 2023, 17:33 Uhr | Lars Bube
© AfB

Trotz der schwierigen Marktsituation verzeichnete der Refurbisher AfB im vergangenen Jahr ein weiter steigendes Interesse an gebrauchter Hardware. Wie unterschiedlich dabei allerdings die Ansprüche von Privat- und Business-Kunden sind, erklärt AfB-Geschäftsführer Daniel Büchle.

ICT CHANNEL: Herr Büchle, wie deutlich war der starke Rückgang der PC-Verkaufszahlen in den vergangenen Monaten bei den Ver- und Einkäufen im Gebraucht-Sektor spürbar?
Daniel Büchle: Seit September erleben wir bei allen Gerätearten einen enormen Anstieg bei der Rücknahme, also in unserem Einkauf. Unsere Partner wie Unternehmen und Behörden geben uns ihre nicht mehr benötigten IT- und Mobilgeräte, vor allem Notebooks, Smartphones und PCs, zur Datenvernichtung und Aufbereitung. Seit Herbst hatten wir hinsichtlich der Wareneingänge einen Rekordmonat nach dem anderen.
Der Verkauf ist aktuell für uns eher herausfordernd. Den Hauptgrund hierfür sehen wir in der Marktsättigung: Seit der Pandemiezeit sind die Haushalte ausgestattet. Ein weiterer Grund für die Kaufzurückhaltung dürften die gestiegenen Lebenshaltungskosten sein.

ICT CHANNEL: Gibt es andere Produkte, deren Absatz sich besser entwickelt hat?
Büchle: Ja, im Bereich Mobiles ist die Nachfrage nach wie vor enorm. Smartphones und Tablets werden uns aus den Händen gerissen. Gleiches gilt auch für fast alle Geräte von Apple.

ICT CHANNEL: Welchen Einfluss hat der Ukraine-Krieg und wie haben Sie darauf reagiert?
Büchle: Als der Krieg begann, haben wir zunächst überlegt, wie wir betroffenen Menschen helfen können. Gemeinsam mit größeren Partnern wie Boehringer oder Siemens haben wir relativ früh Spendenprojekte für Non-Profit-Organisationen in der Ukraine organisiert und konnten so 700 Smartphones und mehr als 1.000 weitere IT-Geräte bereitstellen. Flüchtende Menschen haben wir direkt unterstützt, hier war beispielsweise der Bedarf an Powerbanks und Ladekabeln sehr hoch, wovon wir drei Paletten gespendet haben.
Abseits des Kriegs gewinnt refurbished Hardware vor dem Hintergrund der allgemeinen Inflationssteigerungen an Attraktivität. Neugeräte sind teurer geworden, es wird teilweise nicht aktuelle Technik (Chips, CPUs) darin versteckt oder sie werden mit zu wenig Leistung (Arbeitsspeicher) verkauft. Der Preis für gebrauchte Notebooks ist in den letzten Monaten stark gefallen, was die Entscheidung beim Kauf zwischen Neu- und Gebrauchtware natürlich beeinflusst. Auch dem steigenden Interesse an Nachhaltigkeit, Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit werden die zur Zweitnutzung aufbereiteten Geräte gerecht und bieten vielen Menschen eine gleichzeitig preiswerte und sinnvolle Alternative zu Neugeräten.

ICT CHANNEL: Welche Ängste begegnen Ihnen auf Seiten der Kunden und auch Händler gegenüber dem Ver- und Einkauf gebrauchter Geräte? Mit welchen Argumenten können Sie diesen entgegentreten?
Büchle: Wir verkaufen unsere refurbished Hardware vorwiegend an Endverbraucher:innen, zum Beispiel an Privatpersonen, kleine Unternehmen, Bildungseinrichtungen und gemeinnützige Vereine. Bei Gebrauchtware gibt es generell die Befürchtung, dass die Vorbesitzenden nicht so gut damit umgegangen sind und dass die Hardware irgendwo versteckt schadhaft ist.
Wir stecken daher viel Aufwand und Know-how in eine qualitativ sehr hochwertige Aufbereitung, aber auch in unsere Kommunikation, um unseren Kund:innen zu zeigen, dass in unserem Refurbishment ein Gebrauchtgerät auf Herz und Nieren getestet wird, um etwaige Mängel zu entdecken und zu beseitigen. So testen wir z.B. an drei Stellen (im Rahmen der Datenlöschung, vor der Windows-Installation und nach der Windows-Installation) mit drei unterschiedlichen Tools, ob das Gerät unseren sehr hohen Ansprüchen genügt). Dazu bieten wir Endverbraucher:innen auf alle Geräte, die wir verkaufen mindestens zwölf Monate Garantie, die preisgünstig auf bis zu 36 Monate erweitert werden kann. Das überzeugt die meisten.
Wir verkaufen auch gerne an die Belegschaft unserer Partner und ermöglichen regelmäßig digitale Führungen durch unsere Produktion. Die Nachfrage danach ist groß, auch das Erstaunen darüber, welche Wertschöpfung hinter den Gebrauchtgeräten steckt, die wir in unseren Shops und in unserem Onlineshop verkaufen.


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