New Normal im Channel: Fujitsu

»Neue Bezahl-Modelle sind wichtig«

6. Juli 2020, 10:31 Uhr | Martin Fryba
Santosh Wadwa, Head of Product Channel Sales, Central Europe bei Fujitsu: »Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Anzahl der Geschäftsreisen nicht wieder auf das Ausgangsniveau vor der Krise ansteigen wird«
© Fijitsu

Noch mehr Smart Workplace-Lösungen im Homeoffice: Eine Revolution in Japan bei Fujitsu hat gerade begonnen, von der auch Partner des IT-Herstellers profitieren sollen und können, ist sich Channel-Chef Santosh Wadwa sicher.

Was bleibt, wenn Corona geht? Gut möglich, dass künftig in Metropolen selbst Bürotürme in den 1A-Lagen teilweise leer stehen werden. Zuerst wohl in New York  wegen der horrenden Mieten von umgerechnet 1.000 Euro und mehr pro Quadratmeter an der Park Avenue. Oder in Tokio. Den Großteil seiner 80.000 Mitarbeiter schickt der japanische IT-Riese Fujitsu ins Homeoffice und will künftig die Hälfte seiner Büroflächen schließen. Die nächste Kulturrevolution in einem Land, wo White Collars mit Anzug und Schlips fast ausschließlich im Büro sitzen. Zuvor hatte Fujitsu-Präsident Takahito Tokita letztes Jahr bereits das Ende von Krawatte und Business-Anzug angekündigt. Man rieb sich damals die Augen in Asien.

Konsequent ist die neue Wahlfreiheit des Kleidens und des Arbeitsortes allemal. Schließlich wandelt sich Fujitsu nicht erst seit der Corona-Pandemie von einer Produkt- in eine IT-Service-Company, und im Mittelpunkt steht beim japanischen IT-Konzern: Smarte Workplace-Angebote, die Santosh Wadwa selbst nutzt, wenn er von zu Hause mit Partnern über mobile Arbeitsplatzkonzepte spricht.


Ob er die Kommunikation mit dem Channel endlich wieder persönlich führen kann, womöglich auf Fujitsus größter Hausmesse, dem traditionell im November stattfindeten Fujitsu Forum in München, ist eher unwahrscheinlich. In Kürze entscheidet Wadwas Arbeitgeber, wie Süddeutschlands größte IT-Messe mit seinen rund 10.000 Besuchern aus aller Welt in diesem so unberechenbaren 2020 aussehen wird. Wir treffen Fujitsus Channel-Chef einstweilen im Homeoffice, wo er es kaum erwarten kann, bis er wieder – nicht ganz freilich, wie gewohnt – vor Kollegen, Partnern und der Presse  stehen darf.


CRN: Die Zukunft war früher auch besser, sagte einmal Karl Valentin. Verklärung der Vergangenheit und Sehnsucht nach ihr ist wohl zeitlos, warum sich jetzt alle fragen: Werden wir gewohnte  Verhältnisse der Pre-Corona-Zeit wieder erleben?
Santosh Wadwa: Die Geschichte hat gezeigt, dass es nach einschneidenden Ereignissen, zu denen die Covid-19-Pandemie zweifelsohne gehört, meist kein »Zurück-wie-bisher«  gibt. Vielmehr gewinnen digitale Trends, die in den letzten Jahren eher langsam vorangetrieben wurden, massiv an Fahrt. Ein gutes Beispiel ist hier das Thema mobiles Arbeiten. Noch vor kurzem sind rund 70 Prozent der Arbeitnehmer täglich ins Büro oder zum Kunden gefahren. Heute sitzt der Großteil von ihnen – soweit dies möglich ist – im Homeoffice.

CRN: Was erstaunlich gut funktioniert, und nicht nur bei IT-Unternehmen.
Wadwa: Wir von Fujitsu machen die Erfahrung, dass Smart Workplace-Lösungen für das komfortable und sichere Arbeiten von den meisten Unternehmen nicht nur als akute Reaktion auf Corona betrachtet werden. Sie erkennen nämlich, dass sie langfristig sinnvolle Investition sind und effizientes Arbeiten auch in Zukunft gewährleistet ist. Was immer wichtiger dabei wird: Neue Bezahl-Modelle für Smart Workplace-Lösungen, also Pay-as-you-use- und andere  On-Demand-Angebote. Die maximale technische und arbeitsorganisatorische Flexibilität  wollen Unternehmen auch auf der Kostenseite haben.

CRN: Corona hat als Weckruf wohl auch den letzten Digitalisierungsmuffel mobilisiert. Doch nicht alle IT-Firmen profitieren gleichermaßen vom Run auf Infrastrutur. Was ist – auch über den Tag hinaus – gefragt?
Wadwa: Derzeit erleben wir in vielen Branchen einen durch Corona ausgelösten Digitalisierungsschub, der die Nachfrage nach IT-Hardware und IT- Services stimuliert. Da zählt das  Knowhow des Channels. Denn es reicht nicht, einfach ein Notebook zu Hause anzuschließen und zu glauben, dass damit alles laufe. Speziell im Zusammenhang mit Aspekten wie Netzwerk-Performance, Sicherheit oder dem Einrichten effizienter Collaboration-Tools sind Beratungskompetenz und die enge Zusammenarbeit von Kunde, Partner und Hersteller gefragt. Wie sich allerdings Covid-19 mittel- und langfristig auf die Wirtschaft auswirken wird, hängt von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Stand heute kann das niemand verlässlich vorhersagen.

CRN: Für Fühungskäfte heißt es seit einigen Monaten: Distance Managing. Wie leben und erleben Sie aktuell bei Fujitsu Führung?
Wadwa: Fujitsu ist weltweit aufgestellt und hatte bereits vor der Corona-Krise sehr flexible, mobile Arbeitsmodelle. Auch das Thema Führung und Mitarbeitermotivation auf Entfernung hinweg ist deshalb bei Fujitsu schon lange erprobt. Auf die Verbreitung von Corona haben wir bereits sehr frühzeitig reagiert und Homeoffice-Regelungen nochmals deutlich ausgeweitet, was die Beschäftigten auch sehr gut angenommen und wertgeschätzt haben. Für uns ist die Gesundheit unserer Mitarbeiter, Kunden und Partner das höchste Gut, das es zu beachten gibt.
 

Videokonferenzlösungen und Collaboration-Tools für die reibungslose Zusammenarbeit - auch über Standortgrenzen hinweg - waren ohnehin etabliert und machen das tägliche Miteinander einfach. Der einzige Unterschied ist, dass diese Tools im Moment intensiver genutzt werden als bisher.

CRN: Für viele gerade kleinere Partner ist virtuelle Kommunikation mit ihren Herstellern ungewohnt neu. Vermissen ihre Ansprechpartner den persönlichen Kontakt?  
Wadwa: Die Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern hat sich in der Tat deutlich stärker verändert. Persönliche Treffen auf Veranstaltungen oder Vor-Ort-Termine waren ja üblich, sie finden im Moment nahezu alle per Telefon- oder Videokonferenz statt. Ich jedenfalls freue mich auf Zeiten, in denen der persönliche Kontakt mit Kunden, Kollegen und Geschäftspartnern wieder möglich sein wird. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Anzahl der Geschäftsreisen nicht wieder auf das Ausgangsniveau vor der Krise ansteigen wird. Dazu funktioniert die Zusammenarbeit per Videokonferenzen einfach zu gut. Außerdem kann man auf diese Weise auch Reisezeiten reduzieren, die Umwelt schonen und Kosten senken.


CRN: Ihr Herz für den Channel sagt: »bitte wieder zurück zu Messen und Events, wie wir sie kennen.« Der Controller erwidert: »nein, zu teuer!« Sieht so die Zukunft aus, wie Menschen Geschäfte künftig miteinander machen?
Wadwa: Fujitsu ist ein Unternehmen, das immer schon auf ein vertrauensvolles, persönliches Miteinander mit seinen Kunden und Partnern gesetzt hat und weiter setzt. Jeder Partner und Kunde hat bei uns seinen eigenen Ansprechpartner, wird persönlich betreut, trifft sich auch auf unseren Events wie etwa den Storage Days oder die etablierten Fujitsu-Partnertage. Diese Formate haben wir im Moment natürlich auf Eis gelegt. Der direkte Kontakt zu unseren Kunden und Partnern ist uns aber auch in Zeiten von Social Distancing extrem wichtig.

So haben wir neben den klassischen Formaten, wie Videokonferenzen, Chat-Plattformen und vielem mehr bereits ein Live-Streaming-Modell als Ersatz für unser etabliertes Event »Business Breakfast« ausprobiert. Dieses organisieren wir normalerweise regional, haben es nun aber über Youtube angeboten. Damit die Zuhörer nicht mit leerem Magen zuhören mussten, haben wir ihnen tags zuvor ein Frühstückspaket zugesandt. Gemeinsam mit über 750 Teilnehmern haben wir bei interessanten Themen rund um das mobile Arbeiten sowie um Future-Workplace-Lösungen unser Frühstück eingenommen. Ein voller Erfolg!

CRN: Verbeugen als neue Begrüßung auch in unserem westlichen Kulturkreis dürfte Ihnen als Manager eines japanischen Unternehmens nicht schwer fallen.
Wadwa: In der Tat. In Japan ist die Verbeugung eine Form der Ehrerbietung und wird als Jahrhunderte alte Tradition auch heute gelebt.  Gerade in Interaktion mit unseren japanischen Kollegen praktizieren wir diese Grußform schon immer. So war es für mich ein Leichtes, auch dieses Begrüßungs-Vorbild Japans zu adaptieren.

In der CRN-Serie »New Normal im Channel« sind bislang die Interviews erschienen:
Dietmar Nick, Kyocera: »Nein, nein und definitiv nein!«
Ingram Micro, Alexander Maier: »Flächenbrand im Mittelstand«
Axians, Jacques Diaz: »Corona hat als Wake Up Call gewirkt«

 

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