Die Corona-Einschränkungen haben sich auch auf den Server-Markt ausgewirkt. Während Service Provider und Cloud-Anbieter kräftig investierten, um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können, legten SMB-Kunden ihre Server-Projekte zunächst auf Eis. Viele Projekte werden jetzt nachgeholt.
Das Geschäft mit Servern war in den vergangenen Jahren alles andere als ein Selbstläufer. Im Gegensatz zu einem stylishen Notebook oder einem iPhone lösen die Geräte bei den Kunden nicht unbedingt Spontankaufwünsche aus. Als unverzichtbarer Teil der IT-Infrastruktur werden Server erneuert, wenn der Lebenszyklus abgelaufen ist oder die Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Und in wirtschaftlich angespannten Zeiten sind sie gerade in den vielen kleinen und mittelständischen Firmen eben auch mal ein paar Jahre länger in Betrieb.
Das zeigte sich auch in diesem außergewöhnlichen Jahr, in dem alle Wirtschaftsbereiche durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinträchtigt waren. Die IT-Branche erweist sich bislang in weiten Teilen als Krisengewinner, auch wenn nicht alle Produktbereiche einen derartigen Nachfrageboom verzeichneten wie Notebooks und Homeoffice-Zubehör.
Der enorm wachsende Datenverkehr und neue Workloads, etwa durch die explodierende Zahl der Videokonferenzen, zeigten in vielen Firmen zwar sehr schnell die Kapazitätsgrenzen der IT-Infrastruktur auf. Viele zögerten jedoch wegen der unsicheren Wirtschaftsaussichten, in ihre IT zu investieren. Und auch den Systemhäusern waren ab März zunächst Fesseln angelegt, weil sie ihre Vertriebsmitarbeiter nicht zu den Kunden schicken konnten.
Die Auswirkungen spiegeln auch die weltweiten Verkaufszahlen von IDC im ersten Quartal 2020 wider. Vor allem die beiden Marktführer Dell und HPE verkauften weniger Server und mussten zweistellige Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Nummer drei im Markt, Inspur, konnte dagegen bei Absatz und Umsatz zulegen und auch Verfolger Lenovo steigerte die Verkaufszahlen um gut elf Prozent.
Dieter Stehle, Deutschlandchef der Lenovo Data Center Group, war selbst überrascht, wie er im Gespräch mit ICT CHANNEL zugibt: »Das erste Halbjahr ist überraschend gut gelaufen. Ich hatte einen viel negativeren Impact erwartet.« Im zweiten Quartal sei Lenovos Datacenter Group weltweit um 20 Prozent gewachsen, in Deutschland sogar noch deutlich stärker.