Verkorkster Start von PS5 und Xbox X

Verantwortliche geben dem Handel Mitschuld

27. November 2020, 13:02 Uhr | Lars Bube
© Screenshot ebay.de

Nach dem chaotischen Marktstart der beiden Next-Gen-Spielkonsolen Playstation 5 und Xbox Series X wälzen Verantwortliche von Sony und Microsoft einen Teil der Verantwortung nun auf den Handel ab und überlegen, diesen künftig außen vor zu lassen.

Eigentlich hätte der Verkaufsstart der neuen Spielkonsolen von Microsoft und Sony ein verfrühtes Weihnachtsfest für die Hersteller, den Handel und die Kunden werden können. Angesichts des enormen Leistungszuwachses gegenüber den technisch schon etwas angestaubten Vorgängern reißen sich die Kunden förmlich um die Sony Playstation 5 sowie die Xbox Series X und S. Die Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie heizen den Bedarf an Gaming-Hard- und Software zusätzlich an. Tatsächlich jedoch herrscht aktuell auf allen Seiten eher Katerstimmung. Denn keiner der beiden Hersteller konnte bislang auch nur ansatzweise genügend Geräte bereitstellen, um die große Nachfrage zu decken. Doch anstatt sich angesichts dieser Pleite zuerst selbst an die Nase zu fassen und die notwendigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen, schieben einige Verantwortliche die Schuld nun zumindest teilweise dem Handel zu.

So räumt Xbox-Chef Phil Spencer gegenüber The Verge zwar ein, dass der Verkaufsstart alles andere als gelungen verlaufen ist und die Nachfrage noch über Monate die Lieferkapazitäten überschreiten könnte. Die Konsequenz daraus überrascht jedoch etwas. Spencer greift unter anderem den Zwischenhandel und die Retailer an, weil diese zu viele Konsolen über Vorbestellungen verkauft hätten, wodurch am 10. November viele Kunden vor Ort leer ausgingen. Als Konsequenz denkt er laut darüber nach, künftig mehr auf das Direktgeschäft zu setzen: »Ich denke, diese Erfahrung wird uns dazu drängen, über neue Vertriebsmodelle nachzudenken. Eine Möglichkeit dafür wären fest zugeordnete Reservierungen. Eine andere wäre es, in direkteren Kontakt zum Kunden zu gehen. Der Händler könnte dann das noch Fullfillment übernehmen, sodass die Kunden sich besser darauf verlassen können, wann sie eine Konsole bekommen können.« In ein ähnliches Horn bläst auch sein Kollege bei Sony, Playstation-CEO Jim Ryan, der ebenfalls ankündigte, man müsse sich ernsthafte Gedanken über die Vorgehensweise im Vertrieb rund um den Verkaufsstart machen.

Ein wirkliche Antwort darauf, was durch den faktischen Ausschluss des Handels vom Verkauf gewonnen wäre, bleiben die beiden jedoch schuldig. Denn das eigentliche Problem sind schlicht und ergreifend viel zu geringe Vorproduktionskapazitäten. Das zeigt sich etwa daran, dass auch die eigenen Onlineshops der Hersteller bereits nach wenigen Minuten ausverkauft waren. Wer sich noch vor Weihnachten eine der neuen Konsolen zulegen will, muss deshalb entweder viel Glück haben, oder aber sie für Mondpreise auf Auktionsplattformen und Marktplätzen kaufen. Dort verlangen sogenannte »Scalper«, die sich zum Start, meist über den Einsatz von Einkaufs-Bots, mehrere Konsolen ergattert haben, Preise von 1.000 Euro und mehr für die Geräte.

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