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Abo-Kunden am goldenen Haken

10. Februar 2023, 11:17 Uhr | Lars Bube
Twitter wirft den goldenen Abo-Haken aus
© magnetplus - AdobeStock

Satte 1.000 Dollar will Twitter Unternehmen künftig monatlich dafür abknöpfen, dass ihre Konten mit dem goldenen Haken verifiziert werden – Mehrwert ungewiss. Bei Tinder kann man sich indes neuerdings gegen Bezahlung gezielt für andere Nutzer unsichtbar machen.

Während Onlineplattformen viele Subskriptions-Modelle aus der analogen Welt, insbesondere der Zeitungen und Zeitschriften, verdrängt haben, suchen viele von ihnen nun immer häufiger selbst einen Weg zu dieser Quelle stetiger Einnahmen. Einerseits erhoffen sie sich davon zusätzlichen Umsatz und mehr Unabhängigkeit vom volatilen Werbemarkt, andererseits sollen damit die Nutzer gebunden werden. Besonders gut gelingt das, wenn ihnen das Abo Mehrwerte bringt, wie etwa Amazon mit seinem Prime-Dienst eindrucksvoll beweist. Beinahe jeder zweite Amerikaner ist inzwischen Prime-Mitglied, weltweit hat Amazon nahezu 250 Millionen Abonnenten, die dem Konzern jährlich 25 Milliarden US-Dollar überweisen. Damit macht Amazon alleine mit dem Abo mehr Umsatz als so mancher DAX-Konzern insgesamt, von den weiteren Umsätzen durch die eng angebundenen Kunden ganz zu schweigen.

Zahlen, von denen auch Elon Musk träumen dürfte, angesichts der horrenden Schulden, die er Twitter mit der Übernahme aufgebürdet hat. Hatte Twitter schon vorher mit seinem Geschäftsmodell zu kämpfen und schrieb noch immer regelmäßig rote Zahlen, wurde das mit Musks Auftreten und Eskapaden noch schwieriger. Das im Vergleich zu anderen Plattformen wie Facebook sowieso schon schwache Werbegeschäft geriet durch den zumindest vorläufigen Absprung vieler wichtiger Werbepartner weiter unter Druck. So sollen es nun auch hier Abos richten. Den Anfang machte Twitter Blue, über das sich Nutzer – je nach Endgerät – ab acht Euro im Monat den blauen Verifizierungs-Haken und andere Goodies wie längere Tweets, nachträgliches Editieren und weniger Werbeeinblendungen sichern können. Eine Option, die laut Analysten bisher weniger als einem Prozent der rund 350 Millionen Nutzer die geforderte Summe wert ist. Dafür allerdings verursacht das Angebot einigen Ärger, da die schlecht abgesicherte Verifizierung immer wieder Fake-Konten hervorbringt, mit denen sich Spaßvögel und Aktivisten als Elon Musk oder auch Unternehmen ausgeben und gefälschte Botschaften verbreiten.

Statt jedoch die Überprüfung der Identitäten in Twitter Blue besser abzusichern, hat sich Twitter lieber gleich neue Haken mit vermeintlich mehr Glaubwürdigkeit einfallen lassen: einen grauen für Politiker und einen goldenen für Unternehmen. Zunächst noch gratis verteilt, sollen zumindest die goldenen Konten offenbar schon bald ein entsprechendes Abo mit Preisschild bekommen. Und zwar einem saftigen, wie US-Medien und Social-Media-Experten unter Berufung auf eine von Twitter-Produktmanager Evan Jones an Firmen verschicktes Angebots-Email berichten. Satte 1.000 US-Dollar oder Euro sollen Firmen demnach künftig monatlich für ihr Gold-Konto berappen. Dafür können Mitarbeiterkonten mit einem eigenen Abzeichen versehen werden, dass sie als solche ausweist. Jedes weitere mit dem Unternehmen selbst verbundene Konto, wie etwa die Kanäle von Abteilungen, kostet allerdings noch einmal 50 Dollar extra. Da es sich dabei laut der Mail um Frühbucher-Preise handelt, könnte das Angebot letztendlich sogar noch teurer werden. Es ist höchst fraglich, ob sich Twitter mit diesen Summen tatsächlich einen nennenswerten Abonnenten-Stamm in der Unternehmenswelt aufbauen kann, zumal angesichts der ob der wirtschaftlichen Lage sowieso knapp gehaltenen Marketing-Budgets. Bei manch kleinem Unternehmen sprengt der Betrag sowieso das Marketing-Budget.

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