Editorial

Beziehungskiller Windows 10

28. Januar 2015, 15:59 Uhr | Martin Fryba
CRN 5/2015 erscheint am Donnerstag 29.Januar 2015

Liebe in Zeiten der Digitalisierung heißt: Sein Smartphones oder besser noch das neue Windows-Betriebssystem heiß und innig zu begehren. Dem Microsoft-Channel dürfte es schwer fallen, Windows 10 ins Herz zu schließen.

© ICT CHANNEL

Der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann gab auf die Frage, ob er denn die Bundesrepublik liebe, folgende Antwort: »Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau«. Fast ein halbes Jahrhundert später hat Liebe als Idealzustand zweier Menschen seine exklusive Bedeutung längst verloren. Man begehrt sein Smartphone, ist süchtig nach ständiger Netzverfügbarkeit und jetzt werden Computernutzer auch noch das kommende neue Windows lieben lernen, kündigte Microsoft -Chef Satya Nadella an.

Nun soll im bekanntlich kommunikativen Italien Whatsapp schon für jede zweite Scheidung verantwortlich sein, die verbleibende Scheidungshälfte wird ab Herbst, wenn Windows 10 richtig einschlagen sollte, wohl auf das Konto dieses dann heiß geliebten Betriebssystems gehen. Die Strategen in Redmond hätten dann fast alles richtig gemacht. Bis auf einen nicht unwesentlichen Punkt.

Nach allem, was man derzeit weiß, mag Windows 10 zwar ein technologischer Fortschritt sein. Doch in ökonomischer Hinsicht wird das Betriebssystem vom Channel sehr kühl aufgenommen. Denn die Liebe der Vertriebspartner zu einem kostenlosen Betriebssystem darf Microsoft nicht ernsthaft erwarten. Klar ist: Um Googles Android und Apple die Stirn zu bieten, wird man in Redmond und im Microsoft-Channel wohl vorerst auf Einnahmen verzichten müssen. Der Fokus des Herstellers liegt auf Verbreitung und Marktanteile, erst später kommt der Kommerz. Das ist ein Novum, denn bislang war Windows stets eine ertragreiche Säule bei Microsoft und seinen Partnern.

Doch wie genau will Microsoft mit Windows 10 Geld verdienen und sein Partner-Ökosystem daran teilhaben lassen? Spekulationen um ein Mietmodell beunruhigen die Microsoft-Partner. Details zur künftigen Lizenzstrategie oder Produktversionen klammerte Nadella bei der medienwirksamen Preview von Windows 10 aus und vertröstete PC-Hersteller und Systempartner auf einen späteren Zeitpunkt. Der Hersteller wäre gut beraten, die vom Channel kritisierte mangelhafte Informationspolitik schnell zu beseitigen. Einen Beziehungskiller Windows 10 kann im Channel niemand wirklich wollen.

Immerhin reagierte man bei Microsoft in Deutschland sehr schnell und lud die Fachpresse wenige Tage nach der Päsentation von Windows 10 in den USA zu einem Gespräch. CRN-Redakteur Lars Bube sprach mit Microsoft-Mananager Oliver Gürtler, der dann doch einige neue Details zur künftigen Lizenzpolitik verriet.

Mit den besten Grüßen

Martin Fryba
CRN-Chefredakteur


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