Ein Gespenst geht um in IT-Teams: Zwar locken Cloud-Services mit schneller Bereitstellung von Applikationen und dynamischer Skalierung, doch zugleich droht der IT die Kontrolle zu entgleiten, während man mit Cloud-nativen Apps potenziell an die Umgebung des jeweiligen Hyperscalers gebunden ist – der einst gefürchtete „Vendor Lock-in“, nur eben heute à la Cloud. Dem setzt VMware sein Modell einer Multi-Cloud-Welt entgegen, in der Unternehmen containerisierte und virtualisierte Applikationen flexibel dort betreiben können, wo sie es brauchen – in einer Public Cloud ihrer Wahl ebenso wie im RZ oder am Edge.
„Jedes Unternehmen sollte Freiheit und Kontrolle über sein Multi-Cloud-Business haben“, forderte VMware-CEO Raghu Raghuram in seiner Keynote zur diesjährigen Online-Hausmesse. Dabei sei die Multi-Cloud – also ein Mix verschiedener Public-Cloud- und Private-Cloud-Umgebungen – „das Modell, das wir die nächsten zwanzig Jahre nutzen werden“. Durchgesetzt hat sich der Multi-Cloud-Ansatz jedenfalls offenbar schon: Laut VMware nutzen 75 Prozent seiner Kunden mindestens zwei Clouds, 40 Prozent mindestens drei.
Einst – die Älteren werden sich vielleicht erinnern – versuchte VMware mit seinen Wurzeln in der On-Premises-Virtualisierung und der unternehmenseigenen Private Cloud zunächst, mit den Public-Cloud-Größen der Hyperscale-Welt zu konkurrieren. Doch bald schwenkte man um auf ein Modell der Zusammenarbeit: Seit 2017 offeriert VMware, inzwischen Dell-Tochter, die VMware Cloud auf AWS-Basis. Inzwischen ist dieses Angebot, wie VMware-Präsident Sumit Shawan in seinem Beitrag zur Keynote sagte, auf diversen Hyperscale-Plattformen in 100 Cloud-Regionen weltweit nativ verfügbar – und dies, wie er betonte, ohne Aufpreis gegenüber anderen nativen Cloud-Services.
Zum Zweck möglichst großer Flexibilität hat VMware sich schon früh und intensiv für Containerisierung und die Container-Orchestrierung mittels Kubernetes engagiert – und 2019 mit „Project Pacific“ sogar angekündigt, das hauseigene Flaggschiff vSphere auf Kubernetes umzustellen. Im Jahr darauf launchte der Anbieter dann das Kubernetes-basierte vSphere. Damit sieht sich VMware heute in einer einmaligen Position, um die Unternehmens-IT und die diversen Hyperscale-Umgebungen zu einer zentral verwalteten Multi-Cloud-Welt zusammenzuführen.
Vor diesem Hintergrund stellte VMware auf der diesjährigen VMworld seine neuen VMware Cross-Cloud Services vor. Diese sollen die Unternehmen dabei unterstützen, den jeweils besten Multi-Cloud-Ansatz zu finden, um über diverse Clouds hinweg Flexibilität, Kontrolle und Kosteneffizienz zu erzielen. Mit „jede Cloud“ meint der Anbieter dabei die Private Cloud im Unternehmens-RZ ebenso wie die Public Clouds von AWS, Microsoft, Google, IBM, Oracle und Alibaba, über 4.000 Partner-Clouds, ebenso „Sovereign Clouds“ (also regionale datenschutzkonforme Umgebungen wie in Europa Gaia-X) oder lokale Cloud-Instanzen am Edge, etwa in abgelegenen Produktionsstandorten.