Preiserhöhungen bei Microsoft

Ein Gespenst aus alten Tagen

31. März 2023, 14:17 Uhr | Lars Bube
© peshkova - AdobeStock

Mit der erneuten Preiserhöhung für seine Cloud-Lösungen sorgt Microsoft für Ärger bei Kunden und Händlern. Künftig sollen die Abo-Kosten sogar zweimal jährlich angepasst werden. Manch einer befürchtet damit die Rückkehr zu altbekannten Monopolisten-Mustern auf dem neuen Spielfeld.

Als sie in den letzten Wochen von ihren Systemhaus-Partnern über die anstehende Preiserhöhung von Microsoft informiert wurden, soll manch ein Manager zunächst an einen verfrühten Aprilscherz gedacht haben. Nachdem ihnen jahrelang gepredigt wurde, der Wechsel in die Cloud bringe ihnen klar kalkulierbare und transparente Kosten, tritt nun das ein, wovor sich mancher Skeptiker immer fürchtete: Die Anbieter drehen kräftig und scheinbar nach Belieben an der Preisschraube. Hatte Microsoft die Abo-Gebühren für Microsoft 365 im Vorjahr bereits um bis zu 25 Prozent angehoben, kommen im April nun weitere 11 Prozent dazu. Mit insgesamt um teils mehr als ein Drittel erhöhten Abo-Kosten verkehrt sich der erhoffte Vorteil für manche Unternehmen jedoch ins genaue Gegenteil und belastet das Budget – ausgerechnet in der sowieso schon angespannten wirtschaftlichen Lage – zum Teil mit mehreren Millionen Euro extra. Dabei waren diese Extrakosten für sie alles andere als planbar und treffen sie durch den zeitlichen Versatz bei den Vertragslaufzeiten unter Umständen sogar geballt.

Und damit nicht genug. Gleichzeitig kommen noch weitere Zusatzkosten durch die Hintertür dazu. So müssen beispielsweise künftig auch Kleinunternehmen für Teams bezahlen, während zusätzlich einige bisher im Standard-Paket enthaltene Features in ein teureres Premium-Modell verschoben werden. Zudem hat Microsoft im Zuge der aktuellen Preisanpassung angekündigt, künftig zweimal im Jahr die Preistabellen zu überprüfen. Das lässt viele Verantwortliche befürchten, dass die nächsten Kostensteigerungen nicht allzu lange auf sich warten lassen könnten. Während die Anbieter damit ihre Margen quasi nach Belieben steigern können, bekommen die Systemhäuser vor allem den Ärger der Kunden über dieses Vorgehen ab. Viele fühlen sich an alte Zeiten erinnert, in denen die dominierenden Anbieter die Preise für ihre neuen Releases nahezu beliebig festlegen konnten. Nur, dass der Preis nun eben auch nach Vertragsabschluss noch beliebig angehoben werden kann.

Dass dieses Gespenst zurückkehrt und die Anbieter das nun im Cloud-Bereich wieder so einfach durchsetzen können, liegt, wie schon damals, an der inzwischen erreichten hohen Marktdurchdringung bei gleichzeitiger Quasi-Monopolstellung in bestimmten Bereichen. Nachdem die Corona-Pandemie viele Unternehmen dazu gebracht hat, schnell auf Cloud-Lösungen umzusteigen, schätzen Analysten wie Axel Oppermann von Avispador, dass Microsoft beispielsweise im von ihm dominierten Office-Bereich bald die Hälfte seiner Business-Kunden auf die entsprechenden Abos gebracht haben wird. Damit und mit der Verschränkung der einzelnen Komponenten in großen Abo-Paketen sinkt zugleich die ebenfalls immer wieder angepriesene Flexibilität der Cloud-Lösungen. Im Gegenteil gilt noch mehr als schon früher bei gekauften Lösungen, dass es umso schwieriger wird auf eine gleichwertige Alternative zu wechseln, je mehr ein Anbieter den Markt dominiert und seine Angebote verschränkt. Mit der zunehmenden Integration von KI-Modulen, wie sie Microsoft etwa aktuell mit seinen Copiloten vollzieht, dürfte sich diese Machtbündelung künftig sogar noch weiter erhöhen – und damit auch die Preise.

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