Wendung im Übernahme-Poker

EU stärkt Microsoft den Rücken für Activision-Kauf

15. Mai 2023, 20:42 Uhr | Lars Bube
© Rokas - AdobeStock

Nach den jüngsten Vorstößen von Microsoft zeigen sich die europäischen Kartellwächter besänftigt und befürworten die Milliarden-Übernahme von Activision Blizzard nun sogar ausdrücklich. Dieses deutliche Signal könnte auch den Kartellwächtern in Großbritannien und den USA zu denken geben.

Seit Monaten bemüht sich Microsoft mit Argumenten und handfesten Schritten wie langjährigen Lizenzverträgen mit den Mitbewerbern, die Kartellwächter in den USA, Europa und Großbritannien zu überzeugen, die fast 70 Milliarden US-Dollar teure Übernahme von Activision Blizzard doch noch durchzuwinken. Jetzt trägt diese Charme-Offensive erste Früchte: Wie die Europäische Kommission offiziell mitteilt, ist sie von der Redlichkeit und Wirksamkeit von Microsofts Angeboten überzeugt und genehmigt den Kauf deshalb nun offiziell. Bei genauerem Hinsehen hat Microsoft jedoch sogar noch weit mehr als das erreicht. Denn die EU rückt in ihrer Begründung nicht nur von den ursprünglichen Bedenken ab, sondern erhofft sich, ganz Microsofts jüngster Deutung folgend, von der Übernahme nun sogar Plötzlich einen positiven Impuls für Markt und Wettbewerb. „Mit den Verpflichtungszusagen werden die von der Kommission geäußerten wettbewerbsrechtlichen Bedenken in vollem Umfang ausgeräumt. Sie gewährleisten im Vergleich zur derzeitigen Situation eine erhebliche Verbesserung für den Bereich des Streamens von Spielen über die Cloud (sogenanntes „Cloud-Gaming“ oder „Game-Streaming“)“, so die Erklärung Europäischen Kommission.

Damit gibt die EU also nicht einfach nur grünes Licht, sondern sendet zugleich noch ein Signal an die Kollegen in den USA und Großbritannien, mit dem sie Microsoft für die dort noch ausstehenden Entscheidungen den Rücken stärkt. Diese Rückendeckung kann Microsoft auch gut gebrauchen. Denn die britische CMA hat erst im April ihre Skepsis gegenüber dem Kauf mit einem Veto bekräftigt. Das ist zwar noch keine Endgültige Absage, zeigt jedoch, dass die Kartellwächter auf der Insel offenbar noch nicht überzeugt sind. Ähnlich auch die Lage in den USA, wo sich die FTC durch eine Klage gegen die Übernahme sogar eine nachträgliche Anfechtung offenhält. „Die eingehende Marktuntersuchung der Kommission ergab, dass Microsoft nicht in der Lage wäre, konkurrierende Konsolenanbieter und Spiele-Abonnementdienste im Wettbewerb zu beeinträchtigen“, legt die EU nach. Nachdem sich Microsoft mit vielen Marktbegleitern wie Nvidia und Nintendo über die Nutzung wichtiger Topseller wie insbesondere „Call of Duty“ geeinigt hat, bleibt der wichtigste Gegner der Übernahme im Markt Sony. Auf dessen anhaltende Kritik, die auch von der CMA und FTC aufgenommen wurde, geht die EU in ihrer weiteren Begründung sogar konkret ein: „Microsoft hätte keinen Anreiz, sich zu weigern, die Spiele von Activision an Sony, den weltweit führenden Vertreiber von Konsolenspielen, zu vertreiben.“ Und selbst wenn Microsoft beschließen würde, die Spiele von Activision nicht mehr für die PlayStation anzubieten, würde dies den Wettbewerb auf dem Konsolenmarkt nach Ansicht der Europäischen Kommission nicht erheblich beeinträchtigen.

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