Cancom verkauft UK- und Irland-Geschäft

Geschrumpfte Auslandspräsenz

2. August 2021, 11:08 Uhr | Martin Fryba
© Cancom

Nach nicht einmal vier Jahren ist für Cancom Ltd Schluss, UK und Irland übernimmt Telefónica Tech. CEO Rudi Hotter pocht auf einen Erfolg des Auslandsinvests auf der Insel. Das kann, muss man aber nicht so sehen.

Über die Gründe für den nun in die Wege geleiteten Rückzug aus dem Vereinigten Königreich und Irland, über den ICT CHANNEL zuvor berichtete, gibt es von Cancom keine Angaben. Nur die finanziellen Details werden genannt und als großer wertsteigernder Erfolg verkauft: Cancom Ltd sei mit fast 400 Millionen Euro bewertet worden, was einem  „Transaktionsmultiplikator von 15,8x entspricht". In Richtung der Aktionäre verweist CEO Rudi Hotter auf einen Buchgewinn von 225 Millionen Euro. „Der Verkauf ist der Beweis für unsere Fähigkeit, wertsteigernde Transaktionen durchzuführen". Käufer ist der MSSP Telefónica Tech mit Sitz in Madrid.

Nach Abschluss des Deals, der im dritten Quartal vollzogen werden soll, würden in Cancoms Kasse rund 390 Millionen Euro fließen. Das Geld will das Systemhaus in Akquisitionen in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz stecken. Damit bleibt Cancom im Wesentlichen auf die deutschsprachigen Gebiete in DACH fokussiert.

Das Geschäft der Cancom Ltd wurde erst 2018 und 2019 aufgebaut, jetzt also wieder der Rückbau. Auch wenn Cancom prächtig Geld mit dem Verkauf dieses Auslandsgeschäfts verdient hat, ist dieser Rückzug nach wenigen Jahren aus strategischer Sicht eher ungewöhnlich. Ein IT-Systemhaus ist nun mal keine Venture Capital-Gesellschaft, sein Zweck kann nicht darin liegen, mit dem An- und Verkauf von Unternehmen Geld zu verdienen. Verboten ist das freilich nicht. Es geht aber auch darum, sich gegenüber Herstellern als starker Partner im Ausland zu profilieren.

Hinzu kommt: Es gibt in DACH sicher interessante und auch übernahmewillige Systemhäuser. Insofern hat Cancom-Chef Hotter Recht, wenn er für sein IT-Haus „große Wachstumschancen" in der DACH-Region sieht. Die Preise für solche Akquisitionen sind allerdings hoch und man konkurriert mit anderen Systemhaus-Schwergewichten, die, wie Bechtle, es tunlichst vermeiden, mit ihrem Systemhausgeschäft außerhalb des deutschsprachigen Raums zu expandieren und sich seit jeher auf DACH fokussieren und hier auch zukaufen.

Die Aktionäre von Cancom ließ der Deal und die Aussicht auf einen einmaligen hohen Buchgewinn kalt. Die Aktie von Cancom reagierte kaum verändert auf den Deal.

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