Rückschlag für Games-Streaming

Google stellt Stadia ein

30. September 2022, 9:29 Uhr | Lars Bube
© Google Stadia

Wegen einer zu geringen Nachfrage gibt Google seinen Cloud-Gaming-Dienst Stadia nach nur drei Jahren wieder auf. Im Januar werden die Server abgeschaltet, die Kunden erhalten ihr Geld zurück.

Cloud-Gaming ist eines der größten Hype-Themen der Gaming-Industrie. In einer Welt, in der immer mehr digitale Angebote vom kaufbaren Gut zum abonnierbaren Service werden, klingt es nur logisch, auch Spiele und die dafür benötigte Hardware in die Wolke auszulagern. Nicht wenige Auguren sehen in Diensten, die ihren Kunden Gaming-as-a-Service anbieten, deshalb die unabwendbare Zukunft des digitalen Spielens. Das Ergebnis wäre eine Disruption des gigantischen Marktes, indem sich Milliarden an Umsätzen vom Hard- und Softwarehandel in die Rechenzentren und Abos der neuen Dienstleister verschieben. Kein Wunder also, dass auch Größen wie Microsoft (Xbox Game Pass Ultimate), Nvidia (Geforce Now), Google (Stadia) und zuletzt auch Sony (PS Plus Premium) frühzeitig auf den Zug aufgesprungen sind und entsprechende Online-Plattformen gestartet haben. Doch jetzt zeigen sich erste Risse in dieser Prognose und die Vision vom Rundum-Gaming-Erlebnis aus dem Internet bekommt einen ordentlichen Dämpfer: Nach nur drei Jahren zieht niemand geringeres als das Schwergewicht Google schon wieder den Stecker bei seinem Angebot Stadia und stellt dessen Weiterentwicklung mit sofortiger Wirkung ein.

Dabei hatte der Online-Gigant in vielerlei Hinsicht optimale Voraussetzungen für die neue Spielart. Überall auf der Welt stehen Google-Rechenzentren, von denen einige extra für Stadia mit entsprechender Hardware aufgerüstet wurden, um Highend-Grafik und niedrige Latenzen bieten zu können. Zudem hatte der Konzern den Dienst von Anfang an strategisch klug mit anderen Services aus seinem Portfolio wie der reichweitenstarken Youtube-Plattform verknüpft. Allein, es fehlt an Nutzern, die das auch wollen. „Während Stadias Ansatz zum Streaming von Spielen für Endkunden zwar technologisch auf einer soliden Grundlage fußte, fand es bei den Nutzern nicht den Anklang, den wir uns erhofft hatten. Deshalb haben wir die schwere Entscheidung getroffen, unseren Stadia Streaming-Service einzustellen“, erklärt Phil Harrison, Vice President und General Manager für Stadia, im Blog des Unternehmens. Wie er weiter mitteilt, werden die an Stadia beteiligten Mitarbeiter in den nächsten Wochen und Monaten auf andere Abteilungen bei Google verteilt. Die Kunden bekommen noch eine kleine Gnadenfrist bis zu 18. Januar, in der sie weiter online zocken und begonnene Spiele beenden können, bevor dann auch die Server umgewidmet werden. Damit einher geht die Rückabwicklung von Soft- und Hardwarekäufen wie Add-Ons und den Stadia-Gamepads. Letztere dürfen die Kunden immerhin als kleines Abschiedsgeschenk behalten.

Obwohl der überraschende Ausstieg Googles eine kleine Schockwelle durch die Branche treibt, taugt er jedoch nicht gleich als Menetekel für Cloud-Gaming allgemein. Zwar entwickeln sich die Nutzerzahlen bei den Mitbewerbern ebenfalls noch recht schleppend, aber doch beständig nach oben. Das führt zur Erkenntnis, dass viele Gamer ihren eingeführten Marken offenbar auch in der Cloud treu bleiben. Für die großen großen Gaming-Marken ist das einigermaßen beruhigend, viele Hardware-Hersteller und der Handel müssen sich aber wohl trotzdem darauf einstellen, dass umsatzstarke Produkte wie Gaming-PCs und die dafür notwendigen Komponenten wie Grafikkarten langfristig weniger gefragt sein werden. Unberührt bleibt indes auch beim Cloud-Gaming der Bedarf an Zubehör von der Maus bis zum Schreibtisch, mit dem sich ebenfalls gute Margen verdienen lassen.

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