Activision-Übernahme droht zu scheitern

Kartellbehörden erhöhen Druck auf Microsoft

9. Februar 2023, 9:35 Uhr | Lars Bube
© Microsoft

Nach der Klage der amerikanischen FTC haben nun auch die britischen und die europäischen Kartellwächter ihre Bedenken gegen den Verkauf des Spielepublishers Activision an Microsoft noch einmal deutlich unterstrichen. Analysten sehen darin jedoch bloß hohle Drohgebärden.

Gut ein Jahr nach der ersten Ankündigung geht der Übernahmepoker um Activision Blizzard jetzt in die heiße Phase über. Nach dem ursprünglichen Zeitplan wollten sich die internationalen Kartellbehörden noch im Frühjahr entscheiden, ob sie Microsoft den fast 70 Milliarden Dollar teuren Zukauf durchwinken. Angesichts des zunehmenden Gegenwinds nach den ersten Verhandlungsrunden im Herbst wird das jedoch immer unwahrscheinlicher, zumindest was den Zeitrahmen betrifft. Nachdem Microsoft ihre erste Skepsis dabei offenbar noch nicht stichhaltig entkräften konnte, legen die Marktschützer in den USA, Europa und Großbritannien derzeit noch einmal kräftig nach und erhöhen den Druck weiter.

Den Anfang hatte noch Ende letzten Jahres die amerikanische Federal Trade Commission (FTC) gemacht und eine sogenannte „administrative complaint“ (administrative Beschwerde) gegen die Übernahme eingereicht. Diese Anrufung eines Schiedsgerichts kann den Kauf zwar nicht unmittelbar verhindern, öffnet der FTC aber den Weg zu einem Gerichtsverfahren, mit dem die Übernahme selbst im Nachhinein noch gekippt werden könnte. Insofern muss Microsoft erst eine Einigung mit der FTC erzielen, um nicht einen jahrelangen Rechtsstreit mit einer möglichen Rückabwicklung zu riskieren. Das aber dürfte alles andere als leicht werden, bezichtigt die FTC Microsoft in ihrer Einlassung doch immerhin des Wortbruchs. Trotz des Versprechens der Plattformoffenheit habe der Konzern nach der Übernahme des Entwicklers Bethesda (/Zenimax) inzwischen exklusive Titel für die eigene Xbox angekündigt. Microsoft entgegnet dem, die entsprechende Zusage gegenüber den Behörden habe nur für die bereits veröffentlichten Titel gegolten, nicht aber für Neuentwicklungen. Dass die EU diese Auslegung stützt, ändert nichts daran, dass die Fronten in den USA derzeit arg verhärtet scheinen.

Und auch in Europa sieht es derzeit nicht gerade nach einer gütlichen Einigung aus. So hat gerade erst die Europäische Kommission eine kartellrechtliche Verwarnung gegen Microsoft ausgesprochen, in der sie die ebenfalls die Befürchtung bekräftigt, das Unternehmen bekäme durch den Kauf eine zu große Marktmacht und könnte die Mitbewerber durch den Entzug von verkaufsstarken Titeln ausbooten.

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