Nach Wettbewerbsbeschwerden

Microsoft bietet Trennung von Teams und Office an

27. April 2023, 11:22 Uhr | Lars Bube
© monticellllo - AdobeStock

Um das von Slack angestoßene Wettbewerbsverfahren zu beenden, soll Microsoft der EU jetzt angeboten haben, Teams aus Office herauszulösen. Ein Schritt, der auch für den Konzern und seine Partner Vorteile haben könnte.

Seit mehr als zwei Jahren ermitteln die Wettbewerbshüter der EU nun schon, ob Microsoft mit der Integration von Teams ins Office-Paket seine enorme Marktmacht wettbewerbswidrig gegen den Mitbewerb einsetzt, wie 2020 von Slack moniert. Wozu das führen kann, musste das Softwareunternehmen selbst schon mehrfach erfahren, etwa hinsichtlich der Browser-Auswahl in Windows. Ähnliche Auflagen und Strafen will Microsoft dieses Mal möglichst verhindern, indem es die Eröffnung eines offiziellen Verfahrens rechtzeitig abwendet. Dazu ist der Konzern offenbar zu erheblichen Zugeständnissen bereit. Wie die Financial Times unter Berufung auf zwei direkt mit dem Vorgang befasste Insider berichtet, soll Microsoft der EU bei entsprechenden Gesprächen nun sogar freiwillig eine Trennung von Teams und Office angeboten haben. Unternehmen sollen dann künftig selbst entscheiden können, ob sie Office ohne oder mit Teams kaufen wollen.

Inwieweit das auch die Mietmodelle im Microsoft-365-Paket betreffen und wie das technologisch umgesetzt werden soll, ist noch nicht bekannt, dürfte aber eine nicht unwesentliche Rolle für den Erfolg des Vorstoßes spielen. Bleibt Teams etwa im installierten Paket enthalten und wartet dort nur schlummernd auf eine Aktivierung, dürfte das den Wettbewerbshütern zu wenig sein. Zumal die EU derzeit sowieso mit ihren digitalen Vorstößen wie DSA und DMA betont großen Wert auf Offenheit und freien Wettbewerb legt und übermächtige Marktteilnehmer einbremst. Sie könnte dann beispielsweise wieder ein Auswahlmenü mit der direkten Verknüpfung zu Alternativen fordern. Mit einer kompletten Trennung von Office und Teams hingegen würde Microsoft sogar dem Wunsch von Slack entsprechen.

Dabei muss das auch für Microsoft selbst kein Nachteil sein. Indem sich Teams als eigenständiges Modul buchen und auf Wunsch wie gehabt an Office andocken lässt, ergeben sich für Microsoft und die Partner neue Monetarisierungs- und Lizenzmodelle. Die jüngsten Veränderungen am Preismodell zeigen möglicherweise bereits in diese Richtung. Auf der anderen Seite würde Microsoft durch die Entkoppelung nicht mehr viel verlieren. Hatte der Office-Windschatten in der Pandemie noch einen erheblichen Teil dazu beigetragen, dass sich Teams eine deutliche Führung im Markt erobern konnte, wird diese Reichweite nun nicht mehr so dringend benötigt. Im Gegensatz zum Browser dürften die Meisten Firmen Teams alleine schon aufgrund der tieferen Integration in die Arbeitswelt und die enge technische Anbindung an Office auch bei einer organisatorischen Trennung treu bleiben.

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