Partnerschaften mit Nvidia und Nintendo

Microsoft dreht den Spieß um

3. März 2023, 7:49 Uhr | Lars Bube
© Rokas - AdobeStock

Nachdem die Kartellwächter ihre Einwände gegen die Übernahme von Activision Blizzard bekräftigt haben, versucht Microsoft sie nun mit langfristigen vertraglichen Zusagen an die Mitbewerber zu beruhigen. Gleichzeitig nimmt der Konzern den Rivalen Sony ins Visier.

In den letzten Wochen hatten gleich mehrere Kartellbehörden noch einmal deutlich gemacht, dass sie in Microsofts Plänen zum Kauf von Activision Blizzard erhebliche Gefahren für den freien Wettbewerb im Gaming-Markt sehen und ihn daher nicht einfach durchwinken werden. Nun war also wieder Microsoft am Zug, die Ängste der Wettbewerbshüter und Mitbewerber vor einer allzu übermächtigen Position durch die fast 70 Milliarden Dollar schwere Übernahme zu entkräften. Dabei geht es insbesondere um die Befürchtung, Microsoft könnte, trotz aller anders lautenden Erklärungen, anderen Plattformen erfolgreiche Titel wie die Call-of-Duty-Reihe vorenthalten, oder sie zumindest über höhere Preise oder Abstrichen bei den Inhalten benachteiligen.

Um zu beweisen, dass tatsächlich nichts Derartiges geplant ist, hat Microsoft-Präsident Brad Smith zur jüngsten Anhörung vor der EU-Wettbewerbskommission nun ein schlagkräftiges neues Argument mitgebracht: Ein Angebot für einen Zehnjahresvertrag zur gleichwertigen Nutzung von Call of Duty und weiteren Titeln auf anderen Plattformen. Mit Nintendo, Valve und Nvidia hatten sich darauf auch bereits drei wichtige Mitbewerber eingelassen, die ebenfalls zu der Anhörung geladen waren. Im Falle von Nvidia umfasst der Deal sogar sämtliche für PCs verfügbaren Titel aus dem Activision- sowie dem bestehenden Xbox-Portfolio, inklusive der Spiele von Drittherstellern, die Nvidia die Streaming-Rechte einräumen. Damit kann Nvidia seine Games-Streaming-Plattform Geforce-Now erheblich aufwerten und einem breiten Publikum auf verschiedensten Endgeräten eine riesige Bibliothek an gekauften Titeln als Stream anbieten. Ein echter Gamechanger, auch in Sachen Kartellverfahren, wie Nvidia betont: „Die Partnerschaft gibt den Gamern mehr Wahlmöglichkeiten und räumt die Bedenken von Nvidia hinsichtlich Microsofts Übernahme von Activision Blizzard aus. Nvidia unterstützt die behördliche Genehmigung der Übernahme deshalb in vollem Umfang.“

Mit diesem taktisch geschickten Schachzug kann Microsoft mit einem Streich sowohl die Sorgen bezüglich des Zugangs zu Premium-Titeln als auch hinsichtlich einer befürchteten Übermacht im Cloud-Gaming merklich entkräften und zugleich die Reihen der Kritiker aus der Branche dezimieren. Es bleibt jedoch die Krux, dass ausgerechnet der große Rivale Sony, für den das Angebot wohl ursprünglich gedacht war, nicht zugestimmt hat und sich weiter quer stellt. Hier ging Smith zum Gegenangriff über und präsentierte den Kartellwächtern diverse Marktzahlen, die belegen sollten, dass aktuell Sony klar der dominante Anbieter ist. Dazu verwies er unter anderem auf die doppelt so hohen Verkaufszahlen bei den Konsolen. So drehte er den Spieß um und erhöhte den Druck auf Sony, den Widerstand aufzugeben und dem 10-Jahres-Deal ebenfalls noch zuzustimmen.

Auch wenn eine offizielle Reaktion der Wettbewerbshüter noch aussteht, dürfte Microsoft seine Chancen damit deutlich verbessert haben. Statt devoter Eingeständnisse fragte Smith die EU-Beamten denn auch in seinem Schlussplädoyer offensiv, ob sie tatsächlich die Übernahme verhindern und damit Sonys Marktmacht weiter zementieren wollen, oder ob sie durch ihre Zustimmung dafür sorgen wollten, Call of Duty mehr als 150 Millionen Menschen auf verschiedensten Plattformen zugänglich zu machen.

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