Activision-Games als Türöffner

Microsoft plant App-Store für Android und iOS

29. März 2023, 11:17 Uhr | Lars Bube
© Diego - AdobeStock

Im Rahmen des Digital Markets Act will die EU Anbieter wie Apple und Google dazu zwingen, ihre Plattformen für andere App-Stores zu öffnen. Das will Microsoft für sich nutzen und die beiden bisher marktbeherrschenden Mitbewerber über das lukrative Gaming-Geschäft angreifen.

Seit Monaten ringt Microsoft mit den Kartellbehörden in der EU, den USA und Großbritannien um die Genehmigung der Übernahme des Gaming-Giganten Activision Blizzard. Die würde dem Softwarekonzern eine deutlich bessere Position im stark wachsenden und hart umkämpften Markt mit Computerspielen und entsprechenden Streaming-Angeboten bescheren. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum Microsoft so sehr um den Zukauf kämpft und bereit ist, knapp 70 Milliarden US-Dollar dafür zu investieren. Wie der für den Geschäftsbereich zuständige Manager Phil Spencer jetzt erklärte, ist der Kauf zugleich Teil eines Plans zur Eroberung der mobilen Plattformen von Apple und Google. Gegenüber der Financial Times bestätigte Spencer auf der Game Developers Conference (GDC) in San Francisco Gerüchte, wonach Microsoft einen eigenen App Store für Android und iOS plant.

Dem Portfolio von Activision kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Denn mit Titeln wie Candy Crush und Diablo Immortal hat Activision einige der reichweiten- und umsatzstärksten Spiele für Tablets und Smartphones aufzubieten. Mit ihnen machte der Hersteller zuletzt fast eine Milliarde Jahresumsatz, mehr als mit den Konsolen- und PC-Spielen zusammen. Apple und Google schöpfen davon über ihre App-Stores bislang einen erklecklichen Teil ab. Für Microsoft hätte die Übernahme auf diesem Gebiet also gleich zwei gewaltige Vorteile: Einerseits würde man auf Anhieb direkt eine große Masse an Spielern erreichen und hätte damit die Möglichkeit, das Duopol der beiden Mitbewerber ernsthaft anzugreifen. Andererseits könnte Microsoft den Konkurrenten einen Teil der lukrativen Provisionen entziehen und sich sogar selbst Einnahmen von Drittherstellern sichern.

Die Möglichkeit zu diesem strategischen Schachzug verschafft Microsoft ausgerechnet die EU, die zugleich einer der größten Kritiker der Activision-Übernahme ist. Denn mit ihrem Digital Markets Act will die EU unter anderem die Öffnung der Plattformen für fremde App-Stores durchsetzen. Das betrifft insbesondere Apple, das sich bislang strikt weigert, anderen Stores den Zugang zu seinem Ökosystem zu gewähren. Offiziell werden dafür Gründe der Sicherheit vorgeschoben, tatsächlich geht es dabei aber vorwiegend um die Absicherung des bisher konkurrenzlosen Milliardengeschäfts im App Store. Bei Google gibt es diese Möglichkeit zwar bereits, sie spielt aber keine nennenswerte Rolle. Somit hat Microsoft mit diesem Vorstoß gleich zwei neue Argumente für die Kartellwächter, den Deal durchzuwinken. Der App Store würde zugleich den Wettbewerb auf den mobilen Plattformen im Sinne des DMA stärken, als auch sicherstellen, dass die Activision-Titel entgegen den Befürchtungen von Mitbewerbern wie Sony für andere Plattformen verfügbar bleiben.

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