Noch bleibt die Krise aber auch für IT-Dienstleister eine Herausforderung – nicht ohne Folgen. Laut Solarwinds MSP musste mehr als ein Drittel der europäischen MSPs Staatshilfen beantragen, weltweit hat bereits jedes fünfte Unternehmen Stellen abgebaut. Die überwiegende Mehrheit der Betriebe konnte ihr Personal in der Krise jedoch halten, erklärte Colin Knox noch in seiner ehemaligen Funktion als Vice President Community bei Solarwinds MSP. »Das ist ein ermutigendes Signal, schließlich haben MSPs für andere Unternehmen in puncto Digitale Transformation eine wichtige Unterstützungsfunktion.« Die Tech-Branche und der MSP-Vertriebskanal haben laut Knox viel Widerstandskraft und Potenzial und Corona hat den Wert, den MSPs für Unternehmen haben, noch einmal unterstrichen. »MSPs stocken die Leistung unternehmensinterner IT-Teams auf.« Viele Betriebe wären ohne MSPs in diesen turbulenten Zeiten in einer schwierigen Lage gewesen und hätten nie so schnell auf Homeoffice-Betrieb umstellen können. »Man kann sagen, MSPs sind systemrelevant.« Eine Einschätzung, die auch Patrick Jäger teilt. Der Gründer und CEO des deutschen MSPs MeinAdmin zeigt sich überzeugt von der wichtigen Rolle der Service-Anbieter für ihre Kunden. »Sie schützen deren Geschäftsbetrieb und sorgen für Business Continuity.« Dennoch wird in der Krise auch von MSPs Anpassungsfähigkeit und Flexibilität gefordert, sie mussten im Zuge der vergangenen Monate ihr Portfolio überarbeiten, erweitern und an den neuen Anforderungen der Kunden ausgerichten. Besonders gefragt waren laut Solarwinds beispielsweise Sicherheits-Lösungen für das Homeoffice. Aber auch über zugesicherte Preisstabilität, Zahlungsaufschub oder Rabatte versuchten die MSPs, Bestandskunden trotz zurückgefahrener IT-Budgets an sich zu binden.
Die neuen Vorzeichen machen es nötig, selbst eingespielte Konzepte zu hinterfragen. »So haben wir etwa unsere Haltung aufgegeben, grundsätzlich keine Hardware zu verkaufen. Inzwischen können Kunden bei uns Notebooks zum Wochentarif leihen«, berichtet Jäger. Durch diese und andere Maßnahmen »hoffen wir, den Grundstein für künftige solide Kundenbeziehungen zu legen.«
Ein Dämpfer? Womöglich, aber den langfristigen Erfolg der Managed Service Provider werden auch die zahlreichen Hürden im Zuge der Corona-Pandemie kaum ausbremsen können. Besonders in Deutschland, wo der MSP-Markt im Vergleich zu beispielsweise den USA noch ein deutlich größeres Wachstumspotenzial bietet. Nichtsdestotrotz ist der Bereich in den letzten Jahren auch hierzulande gereift, die Konkurrenz hat zugenommen. Experten raten daher dazu, das eigene Service-Portfolio so weit wie möglich zu differenzieren, um sich im stärker werdenden Wettbewerb behaupten zu können. »Mit dem Wachstum des MSP-Markts mussten die Anbieter ihr Dienstleistungsportfolio ständig ausbalancieren und anpassen, um relevant zu bleiben und den unterschiedlichen Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden, was dazu geführt hat, dass viele Diensteanbieter ihre Angebote regelmäßig weit über die traditionellen Grundlagen hinaus erweitern, die von den MSPs erwartet werden«, sagt Carolyn April, Analystin bei CompTIA.
Laut Datto setzen die MSPs in der EMEA-Region derzeit nach wie vor besonders auf Office-Anwendungen, Netzwerk-Lösungen, technischen Support und Business Continuity sowie Disaster Recovery. Diese Basics decken die Anbieter hervorragend ab, daher gilt es jetzt gegebenenfalls, in neue, komplexere Segmente vorzustoßen. Als Wachstumsfelder definiert Solarwinds unter anderem Automatisierung, Vertrieb und IT-Security, dies seien die Schlüsselbereiche, auf die sich MSPs aktuell konzentrieren sollten. Zwar dürften nur die wenigsten Anbieter Security-Lösungen derzeit noch gänzlich außen vorlassen, meist konzentrieren sie sich aber auf Antivirus, Backup und Firewalls. Solarwinds rät jedoch dazu, besonders Technologien wie Biometrie, Cloud Access Security Broker (CASB) und Digital Rights Management in den Fokus zu rücken.