Mobiltelefone

Palm mustert Windows Mobile aus

21. September 2009, 9:34 Uhr | Bernd Reder
Nach dem Pre kommt das Pixi: Beide Smartphones von Palm verwenden WebOS.

Keine Zukunft hat Microsofts Betriebssystem Windows Mobile beim Smartphone-Hersteller Palm. Nach Angaben der Firma wird Palm keine neuen Windows-Geräte mehr entwickeln. Stattdessen setzt der Hersteller auf das eigene Betriebssystem WebOS.

Auslaufmodell: Das Treo Pro läuft unter Windows Mobile. Dieses Betriebssystem will Palm jetzt ausmustern.
Auslaufmodell: Das Treo Pro läuft unter Windows Mobile. Dieses Betriebssystem will Palm jetzt ausmustern.

Die Ankündigung von Jon Rubinstein, dem Chief Executive Officer von Palm, Windows Mobile aufs Abstellgleis zu schieben, kam etwas überraschend. »Unsere Produktpalette wird künftig nur noch WebOS-Geräte enthalten«, so Rubinstein Ende vergangener Woche.

Damit gehört das Palm Treo Pro (Windows Mobile 6.1), bislang das Flaggschiff von Palm, zum alten Eisen. Ob das auch für Geräte gilt, die noch Palm OS verwenden, wie etwa das Centro, ließ Rubinstein offen.

Mit dem jüngst vorgestelltem »Pixi« und dem »Pre« bietet der Hersteller derzeit zwei Smartphones an, die unter dem neuen Betriebssystem auf Basis von Linux laufen. Weitere Geräte sollen folgen. Palm will WebOS sowohl Business-Kunden als auch Privatanwendern schmackhaft machen.

Zwei WebOS-Geräte verfügbar

Während das Pre eher Power-User anspricht, ist das Pixi auf Normalanwender zugeschnitten. Dieses Smartphone wird zunächst in Nordamerika verfügbar sein. Das Palm Pre kommt noch in diesem Jahr nach Deutschland. Es ist exklusiv bei O2 erhältlich.

Die wichtigsten technischen Daten des Pixi: ein 2,63-Zoll-Farbdisplay mit 320 x 400 Pixeln, Digitalkamera, GPS-Chip, Bluetooth (aber kein WLAN), 8 GByte Speicher (7 GByte für Anwendungen und Daten verfügbar) sowie 99,5 Gramm Gewicht.

Mit dem Pixi können Nutzer E-Mails von Microsoft-Exchange-Servern abrufen. Außerdem hat der User Zugriff auf POP3-E-Mail-Postfächer, etwa Google Mail, Yahoo, Web.de oder Microsoft Live/Hotmail.

Riskanter Schachzug

Aus finanzieller Sicht ist es nachvollziehbar, dass sich Palm von Windows Mobile abwendet. Damit fallen die Lizenzgebühren weg, die bislang Microsoft kassierte.

Zudem wies Palm trotz des Starts von WebOS-Geräten auch im ersten Quartal des Finanzjahres 2010 (Ende: 31. August 2009) einen Verlust aus: Er lag bei 161,1 Millionen Dollar. Im Jahr zuvor waren es noch 39,5 Millionen. Sich auf eine Plattform zu konzentrieren, würde Entwicklungskapazitäten und damit auch Geld sparen.

Die Abkehr von Windows Mobile birgt für Palm jedoch erhebliche Risiken. Zum einen setzen immer mehr Smartphone- und Software-Hersteller auf Microsofts Betriebssystem. Das macht das Betriebssystem für viele Anwender interessant, auch für Geschäftskunden.

Wenige Anwendungen für WebOS

Zum anderen setzt Palm nun alles auf die Karte WebOS. Gerade Unternehmen beziehungsweise deren IT-Manager sind jedoch neuer Hard- und Software gegenüber meist misstrauisch. Sie fürchten den Mehraufwand, der mit der Einführung einer neuen Mobiltelefon-Plattform im Unternehmen verbunden ist.

Ein dritter Punkt: Noch sind Anwendungen für WebOS im Vergleich zu allen anderen Betriebssystemen spärlich gesät. Auf seiner Mobile-Apps-Web-Seite führt Palm derzeit gerade einmal zwölf Applikationen auf.

Selbstverständlich werden weitere Apps folgen. Doch zum Vergleich: Für Apples iPhone waren Anfang September mehr als 65.000 Anwendungen vorhanden, für RIMs Blackberry dürften mittlerweile etwa 2500 Apps auf dem Markt sein.

Schwer abzuschätzen ist mangels eines App-Stores, wie viele Windows-Mobile Anwendungen verfügbar sind. Im März waren es ungefähr 20.000. Derzeit dürften etwa bis zu 25.000 Apps vorhanden sein.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+