Software- und Systemhaus-Verkäufe

So liefen die jüngsten M&A-Deals

4. November 2022, 10:30 Uhr | Martin Fryba
© AdobeStock/Stephan Dinges

c-entron, Mateso, Komsa, frühere Firmenverkäufe: jeder Deal ist anders. Aber die Kommunikation - mal clever, mal dilettantisch - entscheidet, ob der Markt einen Verkauf als Chance oder Risiko wahrnimmt. ICT CHANNEL blickt hinter die Business-Monopoly-Kulisse.

E-Mail am Montag vergangener Woche von Thomas Hoffmann an ICT CHANNEL. Nur ein Satz: er habe spannende Neuigkeiten für unser Channel-Magazin, Stichwort: LEA Partners und c-entron - „alles weitere dann später“. Zwei Stunden danach Telefonat mit dem Ulmer Software- und Systemhausunternehmer: „Ich habe nur eine Viertelstunde Zeit, sehr viel zu tun“, klingt er dieses Mal tatsächlich kurz angebunden. LEA Partners, Technologie-Investor und „unternehmerischer Eigenkapitalpartner“ aus Karlsruhe, rund eine halbe Milliarde Euro Investitionsvolumen vor allem in mittelständischen Softwareunternehmen. Nun also bereichert auch ERP-Anbieter c-entron das Portfolio der Badener.

Da die Mitarbeiter und Kunden erst drei Tage später, am Donnerstag, informiert werden, bittet Hoffmann um vertrauliche Behandlung des Deals. Exzerpte des kurzen Telefongesprächs schicken wir an Hoffmann, der stimmt sich mit der Kommunikationsabteilung des VCs ab, sendet überarbeitete Statements zurück. Am Freitag früh berichtet ICT CHANNEL exklusiv.

Es gilt bei solchen vertraulichen Informationen freilich nicht das gesprochene Wort. Denn Geben von exklusiven Stories, beinhaltet auch das Nehmen von inhaltlich abgestimmten Inhalten, die dann in Form eines Artikels erscheinen. Hoffmann kennt das Spiel. Auch auf dem Gebiet der Kommunikation ist der IT-Unternehmer Profi, gerade auch dann, wenn es um das sensible Thema Übernahme geht.

Nur kein Heuschrecken-Image
Aber was heißt da Übernahme? „Nicht wir haben die Mehrheit erworben, sondern ihr habt uns als Investor für Wachstum dazu genommen“, möchte LEA Partners in der Presse lesen. Gerne also: c-Enteron holt Investor für weiteres Wachstum an Bord. Die geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Hoffmann und Volker Lehnert wollen den ERP-Hersteller für Systemhäuser zum Marktführer im deutschsprachigen Raum ausbauen. Alles, was nach „Kasse machen“ oder schlimmer noch: „Heuschrecke“, gelesen werden könnte, soll vermieden werden. Bloß nicht die Kunden und Mitarbeiter verschrecken. Investoren begegnet die Öffentlichkeit mit Misstrauen. Nicht zu Unrecht, weil es tatsächlich einige gibt, die kahle Stängel zurücklassen, nachdem sie die Früchte geerntet und weitergereicht haben. Sie und aggressive Hedgefonds prägen das Bild vom gierigen Kapital. Dass Werte mitunter nicht nur vernichtet, sondern mit unternehmerischer Verantwortung eines VCs auch gemehrt werden können und sollen, steht meist nicht im medialen Scheinwerferlicht.

LEA Partners soll eher zur letzteren Sorte von Geldgebern gehören. Man habe einen  langfristigen Horizont, heißt es. Hoffmann und Lehner seien volle unternehmerische Handlungsfreiheit zugesagt worden. Bei diesem Deal sind das dieses Mal wohl keine Placebo-Sätze, von deren effektiver Wirkung sich ICT CHANNEL bei anderen M&A- und Outsourcing-Fällen überzeugen konnte (betroffener Mitarbeiter der BBC Systems 2005 in London: „Die bei Siemens haben uns gesagt, dass sich nichts ändern wird“).

Plattformen werden mächtiger
Also Business as usual auch in Ulm bei c-entron nach dem Einstieg eines neuen Mehrheitsgesellschafters? Sichern nicht. Der operativ verantwortliche Volker Lehnert hat schließlich Pläne und noch einiges vor. „Wir freuen uns unsere rund 600 Kunden auch zukünftig durch neue und innovative Softwarelösungen bestmöglich zu unterstützen und mit dem Release unserer neuen MSP-Lösung es Kunden noch einfacher zu machen, ihr Managed Service Angebot zu verwalten“, sagt er. Es geht also um mehr als nur um ein ERP-System, mit dem c-entron groß geworden ist.

Solche, auch mobile Lösungen werden von den einschlägigen Herstellern längst „aufgebohrt“, um viele Funktionen wie CRM, Ticketsystem, Dokumentation und vieles mehr ständig erweitert. Kein Systemhaus will mit zehn oder mehr Dashboards seine internen Prozesse abbilden, kein Techniker mit „Featuritis“ Kunden-ITs verwalten. Die Plattformen und Systemhaus-Software werden zunehmend mächtiger und sollen doch integrierter und möglichst einfach im Handling bleiben. „Wir sind mehr als nur ERP + CRM“, wirbt Step Ahead. Das „mehr“ kostet viel Geld für Entwicklung, ebenso die geografische Expansion und das Marketing. Alles aus Eigenmitteln zu stemmen, ist für mittelständische Softwarehersteller kaum möglich. Drei Firmen, die ein Investor mit strategischem Blick für Technologie zusammenbringt, tun sich da leichter.


  1. So liefen die jüngsten M&A-Deals
  2. Gründerschwund bei Step Ahead und Mateso
  3. Also doch die Komsa-Braut aufgehübscht

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu KomSa Kommunikation Sachsen AG

Weitere Artikel zu c-entron

Weitere Artikel zu Step Ahead AG

Weitere Artikel zu Jakobsoftware

Matchmaker+