Test: Virtualisierungssoftware

Test: Virtuozzo Containers 4.0: Halbe Nummer, großer Fortschritt

9. Juli 2008, 6:15 Uhr | Andreas Stolzenberger

Das Upgrade der System-Virtualisierungssoftware Virtuozzo von Parallels von 3.5 auf 4.0 bringt eine Fülle neuer Funktionen und ein deutlich verbessertes Management.

Anders als Vmware oder das hauseigene Produkt Parallels, virtualisiert Virtuozzo Containers von Parallels (bislang bekannt als SW-Soft) keine kompletten PCs. Die Software erstellt »Virtual-Private-Server«, voneinander abgeschottete Instanzen des darunter liegenden Betriebssystems.

Virtuozzo-Containers kann somit kein Linux unter Windows oder umgekehrt laufen lassen. Hier läuft Linux unter Linux oder Windows unter Windows. Dabei stimmen die Kernel- und Systemversion von Host- und VPS-System stets überein.

Der Vorteil dieser homogenen Virtualisierungstechnik liegt im geringen Ressourcenbedarf. Jeder VPS nutzt die Dienste des bereits geladenen Kernels und muss kein eigenes System von der Harddisk in den Speicher laden. Ein frischer, untätiger VPS benötigt daher weder CPU-Zeit, noch RAM- oder Plattenspeicher.

Ein mit Virtuozzo-Containers virtualisierter Host kann daher Hunderte von Containern parallel betreiben. Mit virtuellen Maschinen wären hingegen nur ein paar Dutzend möglich.

Probleme mit einigen Windows-Anwendungen

Nachteilig wirkt sich jedoch aus, dass die Software innerhalb der Container nicht völlig frei tun und lassen kann, was sie möchte. Änderungen am System sind tabu, was insbesondere einigen Windows-Applikationen Probleme bereitet. Zudem wirken sich Updates des Host-Systems direkt auf alle Container aus, und das hat in der Vergangenheit bereits zu Fehlern geführt.

Virtuozzo-Containers gibt es für Linux und Windows. In der Praxis haben sich Linux-Container als flexibler erwiesen. Das System lässt den Mischbetrieb mehrerer Distributionen zu, wenn sie die gleiche Kernelversion verwenden. Zudem versuchen Linux-Programme bei der Installation eher selten am System herumzupfuschen, was unter Windows leider die Regel ist.

Desktop-Virtualisierung im Visier

In der Praxis lässt sich diese Schwäche zum Vorteil umkehren. Parallels adressiert mit Virtuozzo-Containers zunehmend den Markt für Desktop-Virtualisierung. Hier kommt es dem Konzept entgegen, wenn Tools wie Office sich im System einnisten, denn damit stehen die Applikationsfunktionen ohne großen Overhead sofort allen VPS zur Verfügung.

Für den Test wollte Virtuozzo eigentlich einen Desktop-Patch senden. Dieser lässt die Windows-2003-VPS aussehen wie Windows XP, so dass sich Anwender auf dem virtualisierten Desktop heimisch fühlen. Der Hersteller übermittelte den Patch jedoch nicht mehr rechtzeitig ins Labor.

Network Computing setzt für diesen ersten Test zwei Server mit Windows-2003-Server-R2-Standard auf. Beide Maschinen arbeiten selbst als VM unter Vmware – daher verzichtet dieser Test auch auf Geschwindigkeits-Prüfungen.

Beide Rechner bekamen das Service-Pack 2 und alle weiteren Updates installiert. Der Virtuozzo-Installer ermittelt zunächst, welche Version benötigt wird, und richtet dann die Software ein.

Für die Verwaltung der Container steht ein Windows- oder Linux-Client bereit. Die Version 4 offeriert aber auch ein umfassendes Web-GUI, das über den Browser Zugriff auf alle Funktionen gewährt.

Gruppen von Hosts lassen sich managen

Im Admin-GUI fallen die Funktionserweiterungen gegenüber 3.5 sofort ins Auge. Der Web-Client verwaltet nicht nur einzelne Hosts, sondern Gruppen von Virtuozzo-Hosts. Per Mausklick lassen sich dann auch problemlos laufende VPS von Host zu Host verschieben, ganz nach dem Vorbild von Vmwares Vmotion.

Der Verwalter kann über das Admin-Werkzeug zudem die Konfiguration innerhalb einzelner VPS anpassen – also Dienste zu- oder abschalten und Benutzer hinzufügen oder entfernen. Ein Snapshot-Mechanismus kann im laufenden Betrieb volle oder inkrementelle Backups einzelner VPS anfertigen.

Sehr komfortabel arbeitet auch das Template-Tool direkt auf dem Host. Hier erzeugt der Administrator zunächst einen leeren VPS, in den er dann eigene Software installiert. Über Snapshots filtert der VPS-Host die Änderungen an der Konfiguration heraus und fertigt daraus ein Application-Template.

Fazit

Das Container-Konzept eignet sich für Unternehmen mit einer rein homogenen Serverlandschaft. Zudem lässt sich das Design sehr gut für die Desktop-Virtualisierung einsetzen.

Die Software arbeitet effizient, wenn sich die Applikationen innerhalb der verschiedenen Container wenig voneinader unterscheiden und die einzelnen Container nicht über Gebühr stark belastet werden.

Für Leser, die sich den Test lieber in der Print-Ausgabe zu Gemüte führen möchten: Er ist in Ausgabe 6/2008 von Network Computing zu finden, und zwar auf Seite 18.


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