„Kein Kavaliersdelikt"

Verbraucherschützer mahnen Firmen wegen Cookie-Bannern ab

17. September 2021, 7:23 Uhr | Quelle: dpa / Redaktion: Diana Künstler
© Foto: Bernd Weißbrod | dpa

Die Verbraucherzentralen in Deutschland haben knapp 100 Unternehmen abgemahnt, weil diese sich nach Ansicht der Verbraucherschützer rechtswidrig die Zustimmung zum Datensammeln beim Surfen im Web erschlichen haben.

Wer im Web unterwegs ist, stößt nach wenigen Klicks oft auf Cookie-Banner, mit denen die Betreiber eine Zustimmung zum Datensammeln einfordern. Bei einer Untersuchung stellen Verbraucherschützer massenhaft Mängel fest.

Bei einer Untersuchung von 949 Webseiten hätten zehn Prozent der Firmen mit ihren Cookie-Bannern eindeutig gegen die Vorgaben des Telemediengesetzes (TMG) und der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstoßen, erklärte Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) am Freitag in Berlin. Bei der Aktion wurden Webseiten aus unterschiedlichen Branchen wie Reisen, Lebensmittel-Lieferdienste oder Versicherungen untersucht. Neben den eindeutig rechtswidrigen Bannern habe es auch viele Einblendungen gegeben, die sich in einer rechtlichen Grauzone bewegten. „Die Banner wirkten auf den ersten Blick zulässig, versuchten aber durch Tricks, die Entscheidung der Seitennutzer und Nutzerinnen zu lenken.“

Die Verbraucherschützer haben 98 Abmahnungen wegen klarer Verstöße gegen das TMG und die DSGVO verschickt. In zwei Drittel der Fälle hätten die Unternehmen inzwischen eine Unterlassungserklärung abgegeben. Zu den abgemahnten Unternehmen gehören Anbieter von Essens-Lieferdiensten oder Online-Musikdiensten sowie aus der Fitness-Branche.

Der durchleuchtete Bürger

Klaus Müller Verbraucherzentrale Vzbv
Klaus Müller Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands: „Die zunehmende Daten-Schnüffelei gefährdet die Privatsphäre der VerbraucherInnen und führt zum durchleuchteten Bürger.“
© Vzbv

Cookies sind kleine Datensätze, die Webseiten hinterlegen, um die Nutzer identifizierbar zu machen. Mit ihrer Hilfe können individuelle Profile erstellt werden, die weitreichende Rückschlüsse über Surfverhalten, Vorlieben und Lebensgewohnheiten zulassen. Dieses Wissen wird dann etwa für personalisierte Werbung herangezogen.

vzbv-Vorstand Klaus Müller sagte, rechtswidrige Cookie-Banner seien kein Kavaliersdelikt. „Die zunehmende Daten-Schnüffelei gefährdet die Privatsphäre der VerbraucherInnen und führt zum durchleuchteten Bürger.“

Im Sommer war bereits der internationale Datenschutzverein Noyb um den österreichischen Juristen Max Schrems auch in Deutschland juristisch gegen Webseitenbetreiber wegen mangelhafter Cookie-Banner vorgegangen.


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