Problemfall Software-Bündelung

Weil das Argument „kostenlos“ einfach schwer zu schlagen ist

24. März 2023, 12:14 Uhr | Lars Bube / Tobias Stepan
© tang90246

Vor dem Hintergrund der laufenden Kartellbeschwerden gegen Microsoft erklärt Tobias Stepan, Gründer und Geschäftsführer der Teamwire GmbH, wie die Bündelung von Teams mit dem Office-Paket Mitbewerber ausbootet und welche Nachteile das für die Reseller und Kunden mit sich bringt.

Medienberichten zufolge untersucht die EU-Kommission die Bündelung der Kommunikationslösung Teams mit dem Office365-Paket von Microsoft. Durch diese Bündelung haben viele Office-Kunden die Kommunikationslösung Teams ohne Aufpreis als zusätzliche Komponente ihres Software-Pakets erhalten. Das könnte den Zugang zu Kunden und damit den Vertriebsprozess für Microsoft erheblich vereinfachen, aber eben auch den Wettbewerb beschränken. Die Untersuchungen wegen unlauteren Wettbewerbs gehen angeblich auf die Beschwerde von Slack aus dem Jahr 2020 zurück. Der Messaging-Anbieter, aber auch andere Wettbewerber wie Nextcloud haben einen etwaigen Missbrauch der Marktmacht von Microsoft prüfen lassen.

Aus unserer Sicht als deutscher Anbieter einer Kommunikations- und Kollaborationssoftware sind derartige Bündelungen tatsächlich ein heikles Thema. Als Microsoft Teams auf den Markt kam und zusammen mit Office365 angeboten wurde, bestand für uns kaum eine Chance, wirklich damit zu konkurrieren. Unsere Kunden sagten, sie bekämen Teams durch die Bündelung kostenlos dazu und benötigten keine weitere Kommunikationslösung. Nicht einmal dann, wenn ein alternatives Produkt passgenaue Funktionalitäten mitbringt, sich optimal für die Anwendungsfälle des Kunden eignet und obendrein noch Datenschutz und Sicherheit nach deutschem Verständnis bietet. Dann kann man als Anbieter und Reseller nur noch bei wenigen ausgewählten Unternehmen und Kunden punkten. Das Argument „kostenlos“ ist einfach schwer zu schlagen.

Vor allem im Mittelstand und in den Konzernen wurden alternative Lösungen in solchen Szenarien nicht einmal mehr evaluiert. Denn Microsoft Teams ist grundsätzlich ein gutes Produkt und kann insofern eine geeignete Lösung für ein Unternehmen und dessen wesentliche Anwendungsfälle sein. Zudem kosten die Evaluierungs- und Beschaffungsprozesse von IT-Lösungen Unternehmen und deren IT-Abteilung in der Regel eine Menge Zeit. Zeit, die man sich sparen kann, wenn man ein gutes Produkt ohne jeglichen Evaluierungsaufwand dazu bekommt.

Im Ergebnis kann sich ein Anbieter wie Microsoft durch eine solche Bündelung sicherlich einen größeren Teil des Marktes sichern – ohne wirklichen Wettbewerb. Anbieter, wie Slack, Threema, Nextcloud oder Teamwire, mit ähnlichen Produkten fokussieren sich dann auf Marktnischen oder ausgewählte Branchen, wo man mit differenzierenden Produkteigenschaften und Dienstleistungen noch überzeugen kann. Bei Teamwire haben wir uns beispielsweise auf Behörden, Polizei, Gesundheitswesen und Anbieter kritischer Infrastrukturen fokussiert, deren Anwendungsfälle wir mit innovativen Funktionen ganzheitlich abdecken. Darüber hinaus sind das alles Organisationen mit hohen Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen, was die offizielle Nutzung von Messengern wie WhatsApp & Co. vom Grundsatz her ausschließt. Doch nicht selten entwickelt sich eine gefährliche Schatten-IT in der mobilen Zusammenarbeit, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitenden keine DSGVO-konforme und sichere Alternative bieten. Als deutscher Anbieter haben wir uns genau darauf spezialisiert und sind mit unserer Strategie die letzten Jahre gut gefahren und zufriedenstellend gewachsen.

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