Nächstes Insolvenzverfahren

Avaya flüchtet sich erneut in den Gläubigerschutz

17. Februar 2023, 10:13 Uhr | Lars Bube
© Avaya

Nach einem schweren Jahr 2022 zieht sich Avaya jetzt erneut in den Gläubigerschutz des Chapter 11 zurück. Ziel ist eine finanzielle Restrukturierung, bei der es vor allem darum geht, den belastenden Schuldenberg von knapp 3,5 Milliarden Dollar erheblich abzubauen.

Sechs Jahre und einige wenige Tage nachdem Avaya im Januar 2017 erstmals in die Insolvenz geschlittert war, hat der UCC-Anbieter nach eigenen Angaben am 14. Februar nun erneut Gläubigerschutz nach Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechts beantragt. Dieser verschafft in Schieflage geratenen Unternehmen Freiraum, um sich in Eigenregie organisatorisch, strategisch und finanziell neu aufstellen und so eine Insolvenz abwenden zu können. Avaya zufolge unterstützen mehr als 90 Prozent der gesicherten Kapitalgeber den damit verbundenen Restrukturierungsplan, weshalb man davon ausgehe, das Chapter 11 schon in zwei bis drei Monaten wieder verlassen zu können. Der Geschäftsbetrieb soll während dieser Zeit vollumfänglich weiterlaufen, versichert Avaya: „Diese Maßnahmen werden keine Auswirkungen auf die Kunden, Vertriebs- und strategischen Partner, Lieferanten, Verkäufer oder Mitarbeiter des Unternehmens haben.“

Die schwierige wirtschaftliche Lage des vergangenen Jahres hat den seit der ersten Restrukturierung chronisch schwächelnden Anbieter offensichtlich besonders hart getroffen. Während damals unter anderem noch die Netzwerksparte an Extreme Networks verkauft werden konnte, bleiben der Geschäftsführung dieses Mal vorwiegend finanzielle Stellschrauben. Der wichtigste Ansatzpunkt sind hierbei die Schulden in Höhe von 3,4 Milliarden US-Dollar mit den entsprechenden Verbindlichkeiten. Dieser Betrag soll durch die Restrukturierung auf 800 Millionen Dollar reduziert werden. Das würde Avaya wieder deutlich mehr Liquidität und aktiven finanziellen Handlungsspielraum verschaffen. Gleichzeitig sicherte sich Avaya der Mitteilung zufolge auch noch Zusagen für 780 Millionen Dollar frisches Kapital von einigen seiner Anker-Investoren wie Apollo Global Management. Das soll vor allem in die Weiterentwicklung des Cloud-Kommunikations-Portfolios investiert werden. Im Zentrum steht dabei das Contact Center Avaya Experience Platform mit den zugehörigen Lösungen und Services. „Mit dieser zusätzlichen Finanzkraft sind wir in einer idealen Position, um Innovationen zu beschleunigen und unsere innovativen, langfristigen Produktpläne zum Nutzen unserer Kunden voranzutreiben“, erklärt CEO Alan Masarek.

Darüber hinaus plant Avaya das Wachstum über strategische Partnerschaften weiter auszubauen. Dazu wird etwa der seit vier Jahren bestehende Vertriebsvertrag mit Ringcentral verlängert und ausgeweitet, der Avaya zum exklusiven Handelsvertreter für die OEM-Cloud-PBX Avaya Cloud Office macht. Neben dem Partnerkanal darf Avaya die Lösung künftig auch direkt an die eigenen Nutzer vermarkten. Die Frage wird bleiben, ob das Avaya zum schon seit Jahren vergeblich erwarteten Befreiungsschlag und der Rückkehr in die sichere Profitabilität verhelfen kann.

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