Marktbefragung

Der Telco-Markt entkommt der Krise (fast)

25. November 2022, 14:40 Uhr | Folker Lück
© chinnarach, AdobeStock

Kürzlich meldete die GfK satte Wachstumszahlen für den Telekommunikationssektor – doch die GfK-Daten beziehen sich nur auf Konsumgüter. ICT CHANNEL fragte deshalb bei Distributoren und Systemhäusern nach, wie es aktuell im B2B-Segment aussieht.

Hat sich ein bedeutsamer Zweig der IT-Branche von der allgemeinen Marktentwicklung völlig losgelöst? Während die Absatzzahlen bei vielen Produkten und Lösungen gerade bedrohlich in den Keller rauschen, brummt das Geschäft in der Telekommunikation noch so, als gäbe es weder den Ukraine-Krieg, noch Inflation oder Lieferkettenprobleme. Das suggerieren zumindest die Daten der Nürnberger GfK. Mit einem Umsatzplus von 15 Prozent in den ersten sieben Monaten 2022 sei der Telekommunikationssektor eines der wenigen Wachstumssegmente im Markt für technische Konsumgüter, erklärten die Marktanalysten. Der Smartphones-Sektor legte um 14 Prozent zu, Core Wearables um zehn Prozent, Mobile Enhancements um 53 Prozent und Headsets um sechs Prozent. Das stärkste Wachstum verzeichnen ausgerechnet Smartphones im Premiumsegment: 92 Prozent Umsatzplus bei Geräten über 1.250 Euro Anschaffungspreis. 
Ist der Telekommunikationssektor gewissermaßen das Wunderkind, dem die Krise nichts anhaben kann? Ganz so einfach ist es letztlich doch nicht, verdeutlicht die ICT CHANNEL-Marktbefragung. Von schlechter Stimmung kann allerdings ebenfalls keine Rede sein. So konnten sich viele Fachhändler und Systemhäuser im Zuge der Corona-Pandemie insbesondere über eine verstärkte Nachfrage nach Lösungen für die Home-office-Anbindung und mobiles Arbeiten freuen. Und dieser Trend erweist sich keineswegs als Eintagsfliege.
So bestätigt Lars Öhlschläger, Head of BU Netzvermarktung bei Also Deutschland, die weiterhin gute Entwicklung im Mobilfunk: „Das zeigt sich sowohl bei der Hardware als auch bei den Schaltungen.“ Im Geschäft mit Businesskundenlösungen seien virtuelle Telefonieanlagen jedoch der Wachstumstreiber schlechthin. Öhlschläger weiter: „Parallel zur wachsenden Akzeptanz des Mietmodells steigt die Nachfrage nach Device as a Service-Lösungen und der ganzen Bandbreite an dazugehörigen Angebotsoptionen, wie Managed Services oder flexiblen Finanzierungsmodellen, enorm.“

Stabiles B2B-Business
Die traditionell im Mobilfunkmarkt starke Eno Telecom bestätigt die positive Entwicklung bei Mobile Devices ebenfalls. Geschäftsführungsmitglied Gernot Teufel rechnet allerdings nicht damit, dass die Kauffreude bestehen bleibt: „Die Kaufzurückhaltung der Konsumenten ist jetzt schon zu spüren. Aus dem Grund erwarten wir ein eher verhaltenes Jahresendgeschäft.“ Ganz anders der Trend bei Geschäftskundenlösungen: „Das Businesskundensegment entwickelt sich positiv.“ Als wachstumsstärkste B2B-Lösungen bezeichnet Teufel VoIP-Endgeräte, Headsets, hybride TK-Systeme, sowie Cloud-Lösungen und MDM. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Michael Telecom: „Netzwerk-Komponenten, Cloud- und Soft-PBX, Wearables sowie professionelle Videoüberwachung“ sind den Worten von Vorstand Oliver Hemann zufolge die stärksten Wachstumsbereiche. Und er sagt: „Wir erwarten ein verhaltenes Jahresendgeschäft im Consumer-Bereich und ein stabiles Business im B2B-Bereich.“ Seine mittelfristige Prognose: „Das Geschäft im B2B-Bereich entwickelt sich gut. Das Business-Segment ist unserer Erfahrung nach robuster bei Krisen als das Consumer-Business.“

Wachstum durch Konsolidierung

Hans-Jürgen Witfeld, Herweck-Vorstand
© Herweck

Beim saarländischen Distributor Herweck verzeichnet man ebenfalls weiterhin positive Zahlen, führt das aber nicht auf die Kauflaune der Endkunden zurück: „Laut aktuellen Zahlen des Analysehauses Canalys halten sich die Verbraucher wegen der hohen Inflation, der steigenden Zinsen und der schlechten Wirtschaftsaussichten mit dem Konsum im Elektronikbereich zurück. Und es wird auch nicht mit einer Erholung in den nächsten fünf bis neun Monaten gerechnet. Herweck verzeichnet dennoch ein moderates Wachstum, was mit einer Konsolidierung im Distributionsmarkt und mit der Vergrößerung unseres Marktanteils zusammenhängt und nicht mit einem Marktwachstum“, sagt Vorstand Hans-Jürgen Witfeld. Dominik Walter, Leiter der Business Unit IT bei Herweck ergänzt: „Der Mittelstand in Deutschland rüstet informationstechnisch auf und hat immer noch große Budgets, um sich nach den Erfahrungen einer Pandemie und den anderen derzeitigen Herausforderungen zukunftssicher und digital aufzustellen. Davon profitieren wir.“


  1. Der Telco-Markt entkommt der Krise (fast)
  2. Probleme in den Lieferketten

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