Nachruf auf Komsa-Gründer Gunnar Grosse

Ein Pionier des TK-Handels

13. Januar 2023, 11:41 Uhr | Martin Fryba
Komsa-Gründer Gunnar Grosse ist ein Pionier des TK-Handels. Er hat 1990 nicht nur von blühenden Landschaften in Ostdeutschland gesprochen, er hat sie aufgebaut.
© Komsa

Wiedervereinigung 1990: Gunnar Grosse sah in Ostdeutschland seine große Chance, 1998 dann die nächste Zeitenwende. Visionäre Beharrlichkeit war wohl seine größte Tugend beim Aufbau eines Milliarden-Handelsunternehmen. Zuletzt führte der 83-jährige seine Komsa auf einen spannenden Weg.

Mauerfall, Wiedervereinigung, unfassbares Glück hier und in der ganzen Welt. Im November 1989 sah Gunnar Grosse in Schweden die Bilder, die um die Welt gingen. Und er erinnerte sich an die deutschen Wurzeln seiner Eltern: Der Vater aus dem sächsischen Hartmannsdorf, die Mutter aus Helmbrechts in Oberfranken. Lange überlegen musste der damals 50-Jährige nicht: Aufbruch in die Geburtsstadt seines Vaters und eine Firma gründen: Die spätere Komsa Kommunikation Sachsen AG und bald darauf viele Töchterunternehmen. Im Gepäck hatte er den Distributionsvertrag mit Ericsson. Das erste Produkt im Komsa-Portfolio: GH172 des schwedischen Handyherstellers. Ein schwerer Knochen, mehr Schachtel als Mobiltelefon.

Viele Glücksritter kamen und gingen wieder, oft mit zweifelhaft erworbenem Treuhand-Schatz. Doch Grosse weckte nicht nur Hoffnungen auf blühende Landschaften im Osten Deutschlands. Er beackerte und vergrößerte sie, säte und ließ in der Spitze über 1.500 Mitarbeiter an der Ernte teilhaben. Zusammen mit Jürgen Unger und zwei weiteren Gründern wurde TK-Distributor Komsa eines der größten Unternehmen in Ostdeutschland. „Das ist Komsa-Land“, sagte einmal ein Wettbewerber auf die Frage, warum man so wenige Kunden in den neuen Bundesländern habe.

Auf die politische Zeitenwende folgten technologische: Der Mobilfunkmarkt, das Internet, drahtlose Sprach- und Datenkommunikation – befeuert von der Liberalisierung der im staatlichen Monopol gehaltenen Telekommunikation (1998). Das alles spielte dem TK-Handel in die Hand. Doch sich dauerhaft im zunehmenden Wettbewerb zu behaupten, seine Marktstellung auszubauen, das klappt auch in Boomzeiten nicht einfach so. Es braucht mutige, entschlossene, Widerstände beiseiteschiebende Unternehmer, die mit Erfahrung, Beharrlichkeit und einer Vision Menschen für sich einnehmen und begeistern können. Das konnte Grosse wie kaum ein Zweiter.

Schlitzohr war er, ganz Unternehmer, freilich auch. Fast fühlte sich mancher enge Mitarbeiter oder Herstellervertreter geehrt, wenn ihn Grosse nach Deals zu Komsas Vorteil vermitzt anschaute und lächelte. Wer durch Grosses Schule ging, gehen musste, bekam hautnah eine Lektion im Staunen: „Alter Schwede!“. Grosse wusste stets, was er wollte, und bekam es auch. Manchmal zum Leidwesen seiner Mitarbeiter- und Mitgesellschafter. Wenn der begeisterte Jäger durchs Zielfernrohr schaute, gab es auch im Wald kein Entkommen.

Bis zuletzt hatte der 83-jährige Gunnar Grosse die Geschicke bei Komsa nicht nur verfolgt, sondern sie als Hauptaktionär aktiv begleitet. Seine Frau Kerstin ist Vorsitzende des Aufsichtsrats. Für die im letzten Jahr bekannt gewordene Übernahme Komsas durch die britische Westcoast-Gruppe hatte Grosse grünes Licht gegeben. „Ich beneide euch um eure Zukunft“, soll er Mitarbeitern gegenüber geäußert haben. Er hat auch für diese nicht leichten Herausforderungen einer Fusion den Weg geebnet.

Gunnar Grosse ist am Donnerstag nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Er hinterlässt seine Frau Kerstin und einen erwachsenen Sohn sowie drei Töchter aus erster Ehe.


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