Mobilkommunikation

Hewlett-Packard kauft Palm für 1,2 Milliarden Dollar

29. April 2010, 8:11 Uhr | Bernd Reder

Der Überlebenskampf von Palm ist zu Ende. Der Hersteller von Smartphones hat bei Hewlett-Packard Unterschlupf gefunden. HP legt für Palm 1,2 Milliarden Dollar auf den Tisch.

An Palms Firmensitz in Sunnyvale (Kalifornien) wird in Kürze ein anderes Logo zu sehen sein, das von HP.
An Palms Firmensitz in Sunnyvale (Kalifornien) wird in Kürze ein anderes Logo zu sehen sein, das von HP.
Neue Modelle unter WebOS konnten Palm nicht mehr retten.
Neue Modelle unter WebOS konnten Palm nicht mehr retten.

Quasi aus der Portokasse finanziert Hewlett-Packard den Kauf von Palm. Denn die 1,2 Milliarden Dollar, die der IT-Riese für den Hersteller von Smartphones hinblättert, entsprechen knapp einem Viertel des Cash-Flows, den HP pro Quartal ausweist.

Nach Angaben von Todd Bradley, dem Leiter von HPs Personal Systems Group (PSG), wird die Neuerwerbung in die PSG integriert. »Palms innovatives Betriebssystem bildet eine ideale Grundlage für unsere Strategie im Bereich mobile Geräte«, so Bradley.

Damit ist klar, dass HP an WebOS, der Systemplattform der Palm-Smartphones, festhalten will. Das Betriebssystem gilt in Fachkreisen als durchaus konkurrenzfähig zu Android, Windows Phone 7 und selbst iPhone OS. Allerdings stellte sich in den vergangenen Monaten heraus, dass Palm nicht mehr die finanzielle Kraft hatte, um das OS und die entsprechenden Mobiltelefone gewissermaßen »in den Markt zu drücken«.

Mobilfunk-Service-Provider setzten lieber auf potentere Anbieter wie HTC, Apple, RIM (Blackberry) oder Samsung statt auf eine kränkelnde Firma wie Palm.

Schwindender Marktanteil

Die Marktforschungsgesellschaft Canalys prognostizierte für Palm im laufenden Jahr in Nordamerika im Bereich Smartphones einen Marktanteil von etwa 4,7 Prozent. Das ist allerdings eine relativ wohlwollende Einschätzung. Denn laut IDC sank der weltweite Marktanteil von Palm im vergangenen Jahr auf 1,5 Prozent.

Zum Vergleich: Research In Motion (Blackberry) wird nach Angaben von Canalys in Nordamerika rund 43 Prozent erreichen, Apple 21,3 Prozent und Android (Google) an die 18,9 Prozent.

Smartphones kein Ruhmesblatt von HP

Doch auch Hewlett-Packard hat sich im Bereich mobile Geräte, speziell Smartphones, nicht gerade mit Ruhm bekleckert. In Deutschland bietet das Unternehmen derzeit zwei Geräte an, allerdings keine Smartphones, sondern Handhelds: den iPaq 214 und iPaq 114. Beide laufen unter Windows Mobile 6.

Die vier Smartphones der Reihe iPaq Voice-Messenger sowie Data- und Business-Messenger sowie Business-Navigator sind dagegen nicht mehr erhältlich. Kurzum: Die Entwicklung in Richtung Smartphones hat der Hersteller schlichtweg verschlafen.

Neue Chance für HP

Die Übernahme von Palm und WebOS eröffnet HP nun die Chance, sich in diesem Marktsegment neu zu positionieren. Leicht wird das allerdings nicht, angesichts der starken Konkurrenz. Dass ein Comeback im Bereich Mobiltelefone allerdings durchaus möglich ist, zeigt Motorola. Nach einem Sturzflug dank verfehlter Modellpolitik ist der Hersteller derzeit dabei, mit Android-Mobiltelefonen Marktanteile zurückzugewinnen.

Allerdings verfügt Motorola über eine deutlich größere Expertise im Mobilfunkmarkt als HP. Man darf gespannt sein, ob die Kombination HP/Palm/WebOS Vergleichbares wie Motorola schafft.

Die Übernahme von Palm soll am 31. Juli abgeschlossen sein. Palms derzeitiger Chief Executive Officer Jon Rubinstein soll angeblich Palm beziehungsweise HP erhalten bleiben.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+