Filialmacht trifft auf Marken-Macht

Kampfansage an Markenhersteller

27. März 2023, 12:04 Uhr | Martin Fryba
© AdobeStock/Jevanto Productions

B2B-Bürowarenhändler Böttcher kritisiert „übersteigerte Preiserhöhungen“ seitens namhafter Markenhersteller und will sie nicht mitmachen. Um die preissensible Klientel nicht zu verlieren, ändert Firmen-Chef Udo Böttcher nun die Einkaufsstrategie.

Händler wehren sich gegen aus ihrer Sicht maßlose Preissteigerungen, listen Artikel von Herstellern aus und informieren die Kundschaft im Laden, warum dieses und jenes beliebte Produkt bei ihnen nicht mehr zu haben ist. Das passiert gerade im Lebensmitteleinzelhandel, wo Edeka sich mit dem Konzern Mars anlegt. Oder im Getränkefachhandel zeigt mancher Händler einem Brauereikonzern die Grenzen auf. Filialmacht trifft auf die Macht großer Marken, es geht um Preiserhöhungen, um Margen, um Marktanteile, um Kunden, die allzu teuren Händlern weglaufen und Alternativen suchen. Einen solchen Machtkampf liefert sich gerade der Bürowarenhändler Böttcher aus Jena mit einigen seiner Premium-Markenherstellern. „Wir sehen, dass viele unserer Geschäftskunden vermehrt auf preiswertere Artikel umsteigen. Durch die zum großen Teil übersteigerte Preiserhöhung, preisen sich einige große Markenhersteller dieses Jahr selbst aus dem Wettbewerb“, beklagt sich Firmenchef Udo Böttcher und kündigt Konsequenzen an.

Sein Unternehmer ist nicht irgendwer, sondern gehört mit einem voraussichtlichen Umsatz von über 750 Millionen Euro in diesem Jahr zu den Top-10 deutschen E-Commerce-Plattformen im Bürofachhandel. Die Ostdeutschen, rund 700 Mitarbeiter und 80 Prozent Geschäftskunden, wollen wachsen. Dafür haben sie kürzlich Ex-Also-Geschäftsführer Andreas Ruhland in den Vorstand geholt. Da passen Preissteigerungen der Hersteller nicht ins Konzept, denn der Markt ist äußerst wettbewerbsintensiv, der günstigere Konkurrenz nur einen Klick weit entfernt. Böttcher will dagegen steuern und sucht daher neue Lieferanten.

Wie „schnell und verantwortungsvoll im Sinne unserer Kunden reagieren“, weiß Böttcher auch schon. Als Konsequenz greife die Böttcher AG „nun vermehrt auf den Bezug aus Asien bzw. über Importeure zurück“, drohen die Jenaer solchen Herstellern, die wohl mehr als nur die allgemeinen Preissteigerungen infolge der hohen Inflation auf ihre Produkte draufschlagen. Man wolle sich „noch näher am Kaufverhalten der Kunden orientieren“, heißt es selbstbewusst aus Jena.

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